Lausitzer Rundschau: Die Bundeswehr und Afghanistan Ein zu hoher Preis
Geschrieben am 15-01-2007 |
Cottbus (ots) - Der Tod kommt schnell und mit ungeheurer Gewalt. Tausende von unbeteiligten Männern, Frauen und Kindern in Afghanistan, dem Irak und jetzt auch im Somalia sind inzwischen dem Krieg gegen den Terror mit seinen Präzisionswaffen zum Opfer gefallen. Denn die, einmal aus Flugzeugen in großer Höhe in Marsch gesetzt, sind zwar zumeist äußerst zielgenau, aber auch sehr einfache, gefühllose Todesmaschinen ohne jede Hemmschwelle. Es gibt in diesem modernen Krieg schon lange keine Abwägung mehr zwischen dem moralisch Vertretbaren und der Tötung von angeblich hochgefährlichen Terroristen. Die allein auf weiter Flur zu treffen, ist die Ausnahme. Also wird auch geschossen, wenn Menschen in ihrer Umgebung sterben, deren Unschuld zweifelsfrei feststeht. Es ist nicht so sehr die Ungenauigkeit der Treffer, die Unheil anrichtet, es ist die Rücksichtslosigkeit, die selbst den Tod von Kindern in Kauf nimmt. Sicher ist auch eine andere Art der Kriegsführung denkbar. Aber die wäre ganz zynisch gerechnet viel zu teuer. Denn ein im riskanten Bodeneinsatz verwundeter, ein gar getöteter US-Soldat kostet ungleich mehr als die paar tausend Dollar, die gelegentlich unter den Hinterbliebenen von zivilen Opfern verteilt werden. Die Menschen in Afghanistan spüren ganz genau, dass ihr Leben wenig zählt in dieser Auseinandersetzung. Sie haben Glück, wenn sie nicht zufällig am falschen Ort sind. Und sie ziehen daraus ihre Schlussfolgerungen. Sie sind nicht zu befrieden, wenn sie immer wieder erleben, dass das scheinbar gleichgültige Töten keine Konsequenzen hat. So werden aus hilflosen Zielobjekten erbitterte Feinde, die dann tatsächlich auch kämpfen. Die Tornados der Bundeswehr sollen der Nato-geführten Schutztruppe Isaf nur Zielkoordinaten liefern. Aber sie sind dann Teil dieses Krieges ohne Moral. Es ist schon fragwürdig genug, wenn deutsche Soldaten in Kabul Streife fahren. Ihre Integration in den Luftkrieg der USA mag weniger gefährlich sein. Aber unser Land wird mehr denn je mitverantwortlich für den Tod von Zivilisten und das Leid der Angehörigen. Und mit dieser Verantwortung wird es auch mitschuldig.
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