LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Uefa
Geschrieben am 26-01-2007 |
Leipzig (ots) - Aufgeregt ruft Fußball-Europa die französische Revolution aus, dabei handelt es sich um einen überfälligen Generationswechsel. Michel Platini, 51, beerbt an der Uefa-Spitze Lennart Johansson, 77. Der alte, kranke Schwede hat den richtigen Zeitpunkt verpasst. Den zum Aufhören und den, einen Nachfolger zu lancieren, sonst hieße der Chef wohl längst Franz Beckenbauer. Einer Kampfabstimmung hätte sich der Kaiser nie gestellt, Johansson verlor sie jetzt. In seiner 17-jährigen Amtszeit, die still, seriös und ohne Skandale verlief, wurde der Goldesel Champions League etabliert, stieg der Uefa-Umsatz von 15 Millionen auf zwei Milliarden Euro. Die Geldtöpfe sind prall gefüllt. So prall, dass die kleineren der 52 Mitgliedsverbände stärker partizipieren wollen. Platini nutzte das bei seiner Wahlkampftour. Der einstige Weltstar gab sich als Visionär und Reformer, der mit frischen Ideen die erstarrten Verhältnisse zum Tanzen bringt - weg von der totalen Dominanz des Kommerzes, zurück zu den Wurzeln. Er will angeblich Mittel umverteilen, den großen Nationen Champions-League-Plätze streichen, die EM-Endrunde von 16 auf 24 Teams aufstocken. Ein verlockendes Programm für die Unterprivilegierten, das ihm die Präsidentschaft sicherte. Platinis Wahl verschiebt das Machtgefüge. Verlierer sind auch die Deutschen, die hinter Johansson standen, weil er dem DFB half, die WM 2006 zu bekommen. Gegen den Willen von Sepp Blatter, der für Südafrika votierte. Der Boss des Weltverbandes Fifa ist der eigentliche Sieger von Düsseldorf. Platini war lange sein Berater, gilt als sein Statthalter, wird sein Stellvertreter. Mit ihm im Rücken könnte der Schweizer endlich auch die aufmüpfige Uefa kontrollieren. Denn Blatters Albtraum muss in Rente. Es war Johansson, der 1998 gegen ihn kandidierte und vier Jahre später zu seinem Sturz aufrief, ihm Amtsmissbrauch und Selbstherrlichkeit vorwarf. In der Nacht vor Blatters Wiederwahl sollen afrikanische Fifa-Delegierte dicke Geldumschläge unter der Zimmertür gefunden haben. Das System Blatter steht für zahlreiche, nie ganz aufgeklärte Skandale, für zweifelhafte Rechtevergaben und Vermarktungspraktiken, für rigides Sponsoring, für rücksichtslose Gewinnoptimierung - und damit im Gegensatz zu vielem, was Platini angekündigt hat. Der Franzose verdient eine faire Chance. Was ihm als Sozialromantik ausgelegt wird, darf man auch als Ansatz zur Demokratisierung des Fußballs sehen. Die Frage ist, wie weit zu gehen er bereit ist, ob er neue Verbündete gewinnen und eine Spaltung der Uefa verhindern kann. Voraussetzung wird sein, dass die Geldquellen weiter sprudeln. Daran wird Platini letztlich gemessen. Gerade von denen, die ihn wegen seiner Versprechen gewählt haben.
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