LVZ: Teufelskreis
Geschrieben am 07-02-2007 |
Leipzig (ots) - von Anita Kecke Es besteht kein Zweifel: Tornados über Afghanistan machen den Einsatz für Deutschland gefährlicher. Aber das Land am Hindukusch wieder den Taliban zu überlassen, wäre verantwortungslos. Es geht, wie immer, um das Abwägen der richtigen Strategie, um Maß und Mitte. Minister Jung jedenfalls kann erst einmal durchatmen, weil er mit dem Kabinettsbeschluss über den Tornado-Einsatz auf der heutigen Nato-Verteidigungsministertagung nicht mit leeren Händen dasteht. Das Bündnis, das über den Kampf gegen die Taliban berät, ruft nach mehr Soldaten, vor allem für den gefährlichen Süden. Die Rede ist von 2000 Mann zusätzlich. Dem hofft Deutschland mit den sechs Aufklärungsflugzeugen aus dem Wege zu gehen. Insofern ist der Tornado-Beschluss eine Reaktion auf den Druck aus Brüssel und Washington, aber auch eine notwendige Folge der Solidarität im Bündnis. Warum sollen nur Amerikaner, Briten, Niederländer und Kanadier den gefährlichsten Job erledigen? Schließlich ist die Internationale Schutztruppe von der Uno damit beauftragt, die afghanische Regierung zu unterstützen und Stabilität im ganzen Lande zu schaffen, nicht nur in Kabul und im Norden. Sicher wäre es wünschenswert, Deutschland würde für das Geld, das der Tornado-Einsatz kostet, Schulen und Krankenhäuser bauen. Aber selbst Grünen-Chef Reinhard Bütikofer steht zu der Erkenntnis, dass der Aufbau Afghanistans ohne militärischen Rückhalt gegen die Angriffe der Taliban nicht zu leisten ist. Der Tornado-Einsatz, über den der Bundestag noch befinden muss, ist in jeder Hinsicht ein Kompromiss. Zur Abwehr der erwarteten Frühjahrsoffensive der Taliban können die Aufklärer nicht mehr beitragen, weil sie dafür zu spät kommen. Das Argument, dass die Deutschen durch genaue Daten fatale Angriffe auf afghanische Hochzeitsgesellschaften und andere zivile Ziele verhindern können, birgt Chancen und Risiken zugleich. Auch dass die Erkenntnisse, wo sich Taliban- und El-Kaida-Kämpfer aufhalten, vor allem den Isaf-Einheiten zur Verfügung gestellt und nur begrenzt an die Antiterror-Kämpfer von Enduring Freedom weiter gegeben werden, lässt sich in der Praxis wohl kaum durchhalten. Zur Ehrlichkeit gehört daher, dass die Tornados und auch die Bundeswehr im Norden in das Kampfgeschehen hineingezogen werden können. Deshalb ist es richtig, dass bei dieser wichtigen Abstimmung sowohl SPD als auch Union den Fraktionszwang aufgehoben haben. Denn diese Entscheidung fällt niemandem leicht. So notwendig das Militär ist, um überhaupt Sicherheit zu schaffen: Wenn der Westen nicht gleichzeitig eine zivil-wirtschaftliche Aufbau-Offensive in Afghanistan startet, wird er nie die Herzen und Hirne der Bevölkerung gewinnen. Doch dieser Zusammenhang rangiert bei einigen Nato-Strategen noch zu weit hinten. Zur Wahrheit gehört daher auch, dass beim zivilen Aufbau am Hindukusch noch viel zu wenig passiert ist. Davon haben die Taliban profitiert. Es wird wirklich Zeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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