Westdeutsche Zeitung: Ein Hauch des Kalten Krieges = Von Martin Vogler
Geschrieben am 11-02-2007 |
Düsseldorf (ots) - Warum macht Putin das? Treibt ihn wirklich die Sorge um den Weltfrieden? Oder hat ihn die Enttäuschung darüber, dass Russland eher in internationalen Korruptions-Vergleichstabellen eine - allerdings im negativen Sinn - herausragende Rolle einnimmt, als als Weltmacht zu glänzen, so heftig werden lassen? Wir werden Putins Beweggründe wahrscheinlich nie mit Sicherheit einordnen können. Aber immerhin hat er es geschafft, dass der erste Auftritt eines russischen Staatspräsidenten bei einer Sicherheitskonferenz das transatlantische Harmoniegefühl gründlich störte und damit in Erinnerung bleiben wird. Putin selbst fand es richtig, mal "eine deutliche Sprache" gewählt zu haben. Spontanes Ausrasten war diese Mischung aus Anmaßung und Erpressung also mit Sicherheit nicht.
Ein wenig Verständnis für Putins Sorgen ist sogar angebracht: Wenn sich die Nato bis an die Grenzen Russland ausweitet und die USA in Osteuropa ein Raketenabwehrsystem aufbauen wollen, darf das Moskau mit Skepsis betrachten und diskutieren. Soweit in Ordnung. Auch sehen nicht nur Russen die weltweiten militärischen Aktivitäten eines Bush-geprägten Amerikas kritisch. Auch das hat in Teilen seine Berechtigung. Ob allerdings ausgerechnet Putin die moralische Legitimation hat, derart ungestüm gegen USA inklusive Nato und Europa los zu poltern, ist fraglich.
Entscheidend ist, was Putin mit seinen Attacken bewirkt. Gegen Amerika kann er nur rhetorisch punkten. Zu mehr reicht es nicht, dazu ist Russland zu schwach. Gegenüber Europa hingegen kann er durchaus Muskeln spielen lassen, bleibt es doch noch länger von Energie aus dem Osten abhängig. Europa wird also auch aus diesem Grunde versuchen müssen, die Wogen zu glätten und zu moderieren. Der Geist des Kalten Krieges darf nicht wiederbelebt werden.
Wie geht man mit Putins Münchner Fehlleistung um? Beschönigen, wie es einige Europäer versuchen, wäre genauso falsch wie verbal zurück zu giften. Angesichts der weltweiten Probleme ist es wichtig, dass Russland besonnen bleibt und an Lösungen mitarbeitet. Der nächste Prüfstein wird Ende Februar das Auslaufen der 60-Tage-Frist der Uno zum Einstellen des iranischen Atomprogramms sein. Wahrscheinlich wird Russland jetzt erst recht eine weitere UN-Resolution nicht mittragen. Schade.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Zeitung Martin Vogler Telefon: 0211/ 8382-2373 martin.vogler@westdeutsche-zeitung.de
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