Südwest Presse: Leitartikel zu Sicherheitskonferenz, Ausgabe 12.02.07
Geschrieben am 11-02-2007 |
Ulm (ots) - Was für ein Paukenschlag: Der russische Präsident Wladimir Putin wischte mit seiner Rede in München das Leitmotiv der Internationalen Sicherheitskonferenz harsch beiseite. Statt "Frieden durch Dialog" machte plötzlich ein anderes Schlagwort die Runde: Die Rückkehr des Kalten Krieges. Auch wenn diese Sorge übertrieben ist, hat Putin deutlich gemacht, was aus seiner Sicht in der internationalen Sicherheitspolitik aus dem Ruder läuft: Die USA, so postulierte er, habe in jeder Hinsicht ihre Grenzen überschritten, versuche ihre Kultur anderen Staaten überzustülpen, agiere zu rasch militärisch, verletze Menschenrechte und führe durch ihr außenpolitisches Engagement dazu, dass sich niemand auf der Welt mehr sicher fühle. Ein harter Brocken, nicht nur für den selbst ernannten Weltpolizisten USA. Schließlich gilt Russland auch nicht als zurückhaltend. Egal, ob es um den rüden Umgang mit Menschenrechten geht oder darum, speziell die Verhältnisse in den Ex-Sowjet-Staaten militärisch zurechtzurücken. Dennoch stieß Putin bei der Münchner Runde mit seinem Verbalangriff auf die USA durchaus auf Verständnis. Das forsche Bestreben der Amerikaner, sich die Strukturen von Nato oder Uno zunutze zu machen, lehnen auch die europäischen Partner, allen voran Deutschland, zunehmend ab. Das Ringen um das weitere Vorgehen im Atomstreit mit dem Iran, aber auch das Hick-Hack um die Strategie in Afghanistan sind Beispiele dafür. Putins Hetzrede speist sich vor allem aus dem Umstand, dass die USA auf der Grundlage bilateraler Verträge in osteuropäischen Staaten ein Raketenabwehrsystem installieren. Russland fühlt sich bedroht, stockt den Rüstungsetat um 145 Milliarden Euro auf, in einem Umfang wie seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr. Ein logischer Schritt. Also doch ein neuer Kalter Krieg? Dazu wird es nicht kommen. Russland und die USA sind aufeinander angewiesen, wenn sie sich gegen die vielfältigen und immer rascher um sich greifenden Gefahren für ihre Völker wehren wollen. Terrorismus, Staatenzerfall, Verteilungskämpfe um Ressourcen - all das sind Herausforderungen der Zukunft, die durch den anstehenden Klimawandel sogar noch verschärft werden dürften. Darauf mit militärischem und zivilem Engagement erfolgreich zu antworten, das vermag kein Land im Alleingang. Wer im 21. Jahrhundert für seine Bürger Frieden, Wohlstand und vor allem Sicherheit will, der muss den Schulterschluss üben. Das gilt für die USA und Russland ebenso, wie für Nato, Uno, EU und OSZE. Doch gerade um das Miteinander dieser Bündnisse ist es schlecht bestellt. Konkurrenzdenken überlagert das Bemühen, nach Gemeinsamkeiten zu fahnden. Hinzu kommt, dass auch die aufstrebenden Mächte wie China und Indien ihren Platz in der weltpolitischen Hackordnung sichern wollen und sich mit den hinteren Bänken nicht zufrieden geben werden. Ganz zu schweigen von den arabischen Ländern, ohne deren Mithilfe es am Brandherd Nahost keinen Frieden geben kann. Insofern bleibt der Staatengemeinschaft nichts anders übrig, als letztlich doch auf die Strategie "Frieden durch Dialog" zu setzen, auch wenn das Zeit und vor allem Kompromissbereitschaft kostet. Auf die Globalisierung der Gefahren mit einer weiteren Atomisierung der Zuständigkeiten zu reagieren, wäre verheerend. Das weiß auch Putin: Im 21. Jahrhundert ist für einen neuen Kalten Krieg kein Platz.
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