WAZ: SPD für lebenslanges Lernen: Weg vom Pampern, zurück zur Leistung - Leitartikel von Wilhelm Klümper
Geschrieben am 11-02-2007 |
Essen (ots) - Die NRW-Genossen fordern verstärkte Bildungsanstrengungen der Bürger. "Wir müssen zukünftig Menschen qualifizieren, statt sie zu versorgen", heißt es in der Gelsenkirchener Erklärung der NRW-SPD vom Wochenende. Die Qualifizierung sei nicht mit der ersten Berufsausbildung abgeschlossen. Vielmehr verlange der demografische Wandel und die Globalisierung ein lebenslanges Lernen.
Das ist eine gute Hinwendung zu den Wurzeln der SPD, die Mitte des 19. Jahrhunderts aus den Arbeiterbildungsvereinen hervorgegangen war. "Wissen ist Macht. Macht ist Wissen", lautete eine der emanzipatorischen Losungen der frühen Arbeiterbewegung. Nur wer aus eigener Kraft und ehrlicher Arbeit sein Leben nicht meistern konnte, wurde von der Fürsorgeabteilung der SPD, der Arbeiterwohlfahrt, versorgt. Die Gewichte zwischen der auf Leistung und Aufstieg des kleinen Mannes orientierten SPD und ihrer Abteilung Sozialarbeit haben sich in der Vergangenheit verschoben. Insbesondere nach 1968, als vor allem Lehrer und Sozialarbeiter in die SPD strömten, griff dort das sozialpädagogische Denken um sich. Nun zog jede Unbill des Lebens die reflexhafte Forderung nach der sozial-pädagogischen Fürsorge durch den Staat nach sich.
Die NRW-SPD setzt in ihrer Gelsenkirchener Erklärung auf den "vorsorgenden Sozialstaat", der sich deutlich von einem Konzept "Privat vor Staat" abgrenzt. Die Genossen machen aber auch unmissverständlich klar, dass sich bei der Bildung alle erheblich mehr anstrengen müssen, um "innovative Produktentwicklung, internationale Konkurrenzfähigkeit und damit auch Sicherung von Arbeitsplätzen" zu erreichen. Das ist die deutliche Einstimmung der Bürger auf die Herausforderungen der Globalisierung.
Die SPD in NRW scheint verstanden zu haben, dass mit Pampern auf Dauer kein Staat zu machen ist. Es wird sogar zum Wettstreit um die Besten, die teilweise das Land bereits verlassen haben, geblasen: "Statt Export von Qualifikation braucht NRW den (Re)-Import von Talenten, zum Beispiel aus anderen Bundesländern und der EU." Das von der SPD geforderte lebenslange Lernen ist die erfrischende Aufforderung, sich selbst für die Zukunft fit zu machen und sie dadurch auch aktiv mitzugestalten, statt sich auf die "Wohlfahrt" zu verlassen. Das gilt auch für die Kumpel aus dem Bergbau, denn sie können auf sehr gute Basisqualifikationen draufsatteln. Zukunft kann auch Lust machen. Vorausgesetzt, man begreift sie als Chance.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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