Südwest Presse: Kommentar zum Bleiberecht
Geschrieben am 16-02-2007 |
Ulm (ots) - Die große Koalition feiert sich: Beim Bleiberecht wurde nach fast unendlicher Diskussion Einigkeit erzielt. Bis zu 100 000 Menschen, die im rechtlichen Niemandsland leben, sollte der Kompromiss Sicherheit bringen. Doch ist wirklich Schulterklopfen angesagt? Der große Wurf ist die Regelung nicht, auch wenn erstmals der Arbeitsmarkt für langjährig Geduldete geöffnet wird. Nur wer für sich und seine Familie aufkommen kann, darf künftig bleiben. Doch was geschieht, wenn ein Stundenlohn von zwei bis vier Euro nicht zur Existenzsicherung reicht, wenn ein Arbeitgeber pleite macht oder der Geduldete Kinder, Kranke oder Alte zu versorgen hat? Der neue Kompromiss ist eine Vereinbarung der Härte. Sicherheit für die im rechtlichen Niemandsland Lebenden bringt er entgegen der Ankündigung vermutlich nur in wenigen tausend Fällen - Bedrängnis aber vielen. Denn in Sachen Menschlichkeit steht die Vereinbarung auf niederem Niveau. Sie reißt Familien auseinander, wenn der Aufenthaltsstatus nicht stimmt. Integrierte Jugendliche sollen jetzt bleiben dürfen - aber nur wenn Eltern ohne Bleiberechtsanspruch vorher "freiwillig" das Land verlassen haben. Der gerade von der Union propagierte Schutz von Familien wird mit Füßen getreten. Verwundern kann nicht, wenn solch rigides Vorgehen die Identifikation junger Menschen mit der neuen Heimat nicht stärkt.
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