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WAZ: Ein Macher kehrt heim ins Revier: Großer Mann für RWE - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 21-02-2007

Essen (ots) - Jürgen Großmann zum RWE - müsste man nicht mit
Vorschusslorbeeren vorsichtig sein, würde man sagen: ein
ausgesprochener Glücksgriff. Nicht nur, weil der Stahlmann aus
Leidenschaft spätestens seit gestern - für das Unternehmen kostenlos,
weil er ja erst in knapp einem Jahr übernimmt - über solche für ihn
einigermaßen neue Sachen nachdenkt wie den Energiemix der Zukunft,
den Umgang mit dem Gasriesen Russland, die Entbürokratisierung von
Großunternehmen, die Atomfrage, usw. Sondern auch, weil er für diesen
Konzern, der seinen Ruf als Versammlung von Oberstadtdirektoren nie
so richtig los werden konnte, auch nicht unter der Führung von Harry
Roels, einen leibhaftigen Traditionsbruch bedeutet: Jetzt kommt ein
Typ mit einer wuchtigen Persönlichkeit, 140 Kilo Lebendgewicht
verteilt auf 203 Zentimeter, gewiss kein Verwalter, sondern ein
Menschen-Mitnehmer mit Lust an der Veränderung, der klotzige Sätze
sagt wie: "Ich habe die bestbezahlten Stahlarbeiter Deutschlands.
Darauf bin ich stolz."

Großmann, der derzeit mit seiner Yacht in Gefilden
umherschippert, wo es noch wärmer ist als hier, hat schon viel
erlebt. Angestellter Manager bei Klöckner, dort aufgestiegen zum
Vorstand, dann selbstständiger Unternehmer, der für zwei Mark eine
Pleite-Firma übernahm, sie sanierte und tausende von Jobs rettete,
Inhaber eines ambitionierten Sterne-Restaurants in Osnabrück (!),
Weinkenner, Jäger, Oldtimer-Sammler. Ein Genussmensch mit Charisma,
als Geschäftsmann gerissen, gewieft, überdies ein Selbstvermarkter
allererster Güte. Eine Insolvenz hat er auch schon mal hingelegt - in
Hattingen, er nennt es seine größte Niederlage. Großmann kommt
burschikos herüber, aber damit tarnt er auch eine ausgeprägte
Empfindlichkeit.

Der Mann gilt als Frog, wie Journalisten die "Friends of Gerd",
die "Buddies" von Gerhard Schröder tauften. Gern wird bei dieser
Gelegenheit erwähnt, Großmann sei mit Schröder per Du - aber wer in
dieser Preisklasse ist das nicht? Angela Merkel jedenfalls war schlau
genug, nach ihrer Wahl in einer dieser opulenten
Salon-Veranstaltungen aufzuschlagen, die Netzwerker Großmann alle
paar Wochen abhält.

Nun wird also ein Alphatier, ein "deutscher Europäer" zudem,
heimkehren ins Ruhrgebiet. Ein erprobter Strukturwandler. Man wird
sehen, was er mit dem RWE anstellt (oder die mit ihm). Auch anderswo
dürfte es noch ganz unterhaltsam werden. Der ebenso informelle wie
ernsthafte Wettbewerb um den künftigen "Baron vom Revier" ist
überraschend wieder völlig offen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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