LVZ: Leipziger Volkszeitung zur AMI in Leipzig
Geschrieben am 30-03-2006 |
Leipzig (ots) - Frühlingsboten Von Ulrich LangerEr lässt in diesem Jahr wirklich lange auf sich warten. Aber nun ist der Frühling auf dem Vormarsch. Die ersten farbenfrohen Anzeichen machen sich bemerkbar. Die Krokusse zieren die Wiesen - und auch in der Wirtschaft stellen sich die Boten besserer Zeiten ein. Die Autohersteller geben mit der morgen offiziell beginnenden Leipziger Fahrzeug-Schau erneut ein wichtiges Signal für die Branche und die unter die Fünf-Millionen-Marke gesunkenen Arbeitslosenzahlen lassen ebenfalls die Hoffnung auf Entspannung keimen. Der Automobilindustrie ist eine Aufbruchstimmung mehr als zu wünschen. Seit Jahren haben die Neuzulassungen in Deutschland eher ab- als zugenommen. Zwar wird für dieses Jahr ein leichtes Plus erwartet - von 3,35 Millionen im vorigen Jahr auf erhoffte 3,4 Millionen neu angemeldeter Wagen 2006. Ein Sprung nach vorn ist das aber wahrlich nicht. Dabei würde er den Betrieben mehr als gut tun. Denn nicht jeder Fahrzeugkonzern fährt in der Rekordspur wie etwa BMW und Porsche. VW und Opel-Mutter General Motors zum Beispiel haben enorme Kosten- und Ertragsprobleme, die sie mit Umstrukturierungs- und Sparprogrammen angehen. Erste Pflöcke auf diesem Weg haben sie eingeschlagen. Diese zarten Pflänzchen gilt es weiter zu pflegen, um eine dauerhafte Trendumkehr hinzubekommen. Dabei kann die Leipziger Auto Mobil International (AMI) Impulse vermitteln für einen schönen Autosommer. Mehr als 100 Premieren sind angesagt, 50 Marken vertreten. 450 Aussteller aus 20 Ländern zeigen Modelle über Modelle. Das allein kurbelt natürlich nicht den Verkauf an. Hohe Arbeitslosigkeit und Verunsicherung unter den Verbrauchern zwingt viele seit längerem zu Konsumzurückhaltung, die zahlreiche Branchen zu spüren bekommen. Zwei Indikatoren nähren jedoch die Hoffnung auf anziehenden Pkw-Absatz. Mittlerweile liegt das Durchschnittsalter der auf deutschen Straßen verkehrenden Autos bei acht Jahren. Das ist erheblich mehr als das langjährige Mittel von fünf Jahren. Der Neuwagen steht deshalb ganz oben auf der Wunschliste vieler Bundesbürger. Das passt zu den aktuellsten Daten der Gesellschaft für Konsumforschung. Danach wächst die Zahl jener, die in den kommenden Monaten größere Anschaffungen planen. Obwohl ein Aufschwung in der Autobranche nicht unmittelbar zu neuen Arbeitsplätzen führen wird - da Überkapazitäten dem Gros der Hersteller zu schaffen machen - für die Sicherung der bestehenden Stellen ist er dennoch von enormer Bedeutung. Immerhin hängt jeder siebente Job in Deutschland von der Fahrzeugindustrie ab. Davon leben fast sechs Millionen Beschäftigte. Zur Entlastung auf dem Arbeitsmarkt insgesamt bedarf es aber eines breite-ren konjunkturellen Aufschwungs. Das von Wirtschaftsforschern vorhergesagte Wachstum von zwei Prozent für 2006 reicht dazu noch nicht aus. Deshalb müssen die Reformschritte beschleunigt werden - etwa hin zur Senkung der Lohnnebenkosten und zum Bürokratieabbau. Das hilft, die Frühlingsboten zu kräftigen.
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