Lausitzer Rundschau: Regierung wirbt im Bundestag für Tornado-Einsatz Selbstbetrug in Afghanistan
Geschrieben am 28-02-2007 |
Cottbus (ots) - Man stelle sich vor: Deutsche Tornados entdecken eine Stellung der Taliban. Eine Kampfeinheit der Bundeswehr rückt aus. Es gibt heftige Gegenwehr, Granaten töten sechs Soldaten. Am Ende aber ist der Hügel genommen, sind 80 Gegner tot. Eine schreckliche Vision? Sie ist Alltag für Amerikaner, Briten, Kanadier und Holländer im Süden Afghanistans. Aber nicht für die Deutschen, die eines der größten Truppenkontingente stellen. Die sich als Mittelmacht verstehen und sich in aller Welt militärisch engagieren. Doch sie tun es nach der Methode: Wasch' mir den Pelz, aber mach' mich nicht nass. Nicht, dass hier Kampfeinsätzen das Wort geredet werden soll. Friedenssicherung und Wiederaufbau sind allemal besser. Wohl aber muss energisch dem deutschen Selbstbetrug widersprochen werden, der da lautet, man könne Militär schicken, aber das Kämpfen ausschließen. Auch jetzt wieder, vor dem Bundestagsbeschluss über den Einsatz der sechs Tornado-Aufklärungsjets, spricht der Verteidigungsminister nur vom Schutz der Bevölkerung und vom Wiederaufbau. Man tut so, als sei die Bundeswehr eine Art Technisches Hilfswerk mit einer Komponente Eigensicherung. Kein Wort darüber, ob die Bilder der Tornados zur Kriegsführung verwendet werden. Kein Wort darüber, wie groß die Gefahr ist, dass es auch im Norden zu Konflikten kommt. Man ködert die Zustimmung mit Beruhigungsargumenten. Ex-Verteidigungsminister Peter Struck immerhin spricht von einem Kampfeinsatz in Afghanistan. Aber auch er will dem Parlament kein klares Votum darüber zumuten. Sein Vorschlag ist, die Mandate allgemeiner zu gestalten - also das Kämpfen dadurch möglich zu machen, dass die Abgeordneten dieses Wort nicht beschließen müssen. Noch hat der deutsche Selbstbetrug immer funktioniert. Im Krieg gegen Rest-Jugoslawien warf nur die Luftwaffe Bomben. Im Libanon mied man den Bodeneinsatz und wich auf das Meer aus. In Afghanistan konzentriert man sich auf den Wiederaufbau. Aber es ist klar, dass diese Strategie an ihr Ende stoßen muss. Die Partner werden sie auf Dauer nicht tolerieren. Aber auch die Gegner können sie jederzeit mit Angriffen durchkreuzen, die sie bereits in Nord-Afghanistan ankündigen. Heißt dann die Devise: Schnell weg hier? In der Bundeswehr wächst die Sorge über die Bigotterie einer Politik, die sich und den Bürgern die Konsequenzen ihrer Entscheidungen vorenthält. Und die die militärische Führung wie die Soldaten letztlich allein lässt, wenn es schwierig werden sollte.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481231 Fax: 0355/481247 lr@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
56681
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Gesetzentwurf zum Jugendstrafvollzug Besserung nach Kassenlage Cottbus (ots) - Es waren wie so oft in den vergangenen Jahren wieder mal die Verfassungsrichter, die auf ein Versäumnis der Politik hingewiesen haben. Während der Strafvollzug für Erwachsene durch Gesetz geregelt ist, gelten in der Jugendhaft bisher nur Verwaltungsvorschriften. Nun müssen bis Jahresende in allen Bundesländern gesetzliche Normen für die Inhaftierung Jugendlicher und Heranwachsender her. Denn bei ihnen soll der Erziehungsgedanke klar im Vordergrund der Haftzeit stehen. Ein Gesetzentwurf von neun Bundesländern, darunter Brandenburg, mehr...
- Rheinische Post: Die Job-Misere der Telekom - Von MARTIN KESSLER Düsseldorf (ots) - Der Telekom-Konzern leidet unter seiner starren Struktur. Die Wettbewerber mit ihren flexiblen Arbeitsverhältnissen und geringeren Kosten sind viel wendiger als der rosa Riese und jagen ihm Quartal für Quartal rund eine halbe Million Kunden ab. Das Organisationsproblem ist lange erkannt, aber Abhilfe konnte bislang keiner der Konzernchefs schaffen. So steckt das Unternehmen im Service-Sumpf fest - und das auch noch zu extrem hohen Kosten. So hart es für die Beschäftigten im Einzelfall ist: An der neuen Struktur kommt mehr...
- Rheinische Post: Rauchen verboten - Von EVA QUADBECK Düsseldorf (ots) - Und sie bewegt sich doch, die große Koalition. Vor anderthalb Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass die Regierung einen Nichtraucherschutz durchsetzt. Kurz nach dem Start von Schwarz-Rot zierte sich sogar die Drogenbeauftragte, das Wort "Rauchverbot" öffentlich in den Mund zu nehmen. Dann schoss die Regierung peinlich, peinlich übers Ziel hinaus und einigte sich auf ein Rauchverbot, das auch für Gaststätten gelten sollte, obwohl dafür die Länder zuständig sind. Doch offenbar war damit der Knoten geplatzt. mehr...
- Rheinische Post: Deutsche Lasten - Von ALEXANDER VON GERSDORFF Düsseldorf (ots) - Die Belastung in Deutschland mit Steuern und Abgaben ist grotesk hoch. Nur Belgien kann der aktuellen Studie der Industrieländer-Organisation OECD zufolge noch mit uns mithalten - im negativen Sinne. Der Grund liegt im deutschen Sozialstaat. Er hilft den Bedürftigen - Arbeitslosen, Armen, Alten, Alleinerziehenden. Das ist gut so. Nur tut er das in allen anderen Ländern zu niedrigeren Kosten für die Allgemeinheit - mit gleich guten oder sogar besseren Ergebnissen. Den Schaden aus der hohen Abgabenlast haben alle Bürger. mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Finanzen Prüfer kritisieren Finanzministerium - Abfindung zu hoch? Halle (ots) - Der Landesrechnungshof wirft dem Landesfinanzministerium vor, an den ehemaligen Chef der Landes-Immobiliengesellschaft Limsa, Hans-Erich Gerst, eine viel zu hohe Abfindung gezahlt zu haben. Das geht aus einem noch nicht veröffentlichten Entwurf eines Prüfberichts hervor, wie die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung schreibt (Donnerstagausgabe). Demnach zahlte das Finanzministerium 35000 Euro zu viel - fast viermal mehr als üblich, so die Prüfer. Gerst soll insgesamt 48000 Euro vom Finanzministerium erhalten haben. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|