WAZ: SPD präsentiert Seiteneinsteiger: Naumann soll Hamburg zurückerobern - Leitartikel von Hendrik Groth
Geschrieben am 07-03-2007 |
Essen (ots) - Der Kandidat ist respektabel. Intellektu- ell brillant, im sicheren und dabei beeindruckenden Auftreten wie gemacht für einen medienwirksamen Aufbruchwahlkampf. Der "Zeit"-Herausgeber Michael Naumann könnte für die gebeutelte Hamburger SPD ein Glücksfall sein, um den mittelmäßigen Bürgermeister Ole von Beust (CDU) zurück auf die Oppositionsbänke zu schicken. Doch der Konjunktiv ist angebracht, denn die Genossen an der Elbe und Alster präsentieren sich seit Jahren in einem beklagenswerten Zustand.
Seriös, unaufgeregt, weltoffen, so wird der hanseatische Charakter von Hamburg beschrieben. Parteikenner verweisen in den vergangenen Tagen aber eher auf die drei großen "S", wenn sie an Hamburgs Sozialdemokratie denken. Streiterei, Stimmenklau und Selbstblockade. Dass sie damit nicht ganz falsch liegen, belegt unfreiwillig die Reaktion der stellvertretenden Parteichefin Stapelfeld. In der vergangenen, für die Partei so katastrophalen Woche wollte sie noch Spitzenkandidatin werden, heute freut sie sich, dass Naumann den Karren aus dem Dreck fahren soll, den sie mit Karacho höchstselbst dorthin manövriert hat. So fabuliert Stapelfeld von einem "starken Team", das Hamburg nach vorne bringen werde. Beklagenswerte Realsatire.
Jetzt wird die Parteimaschinerie angeworfen, die Krise klein geredet. Henning Voscherau, der vor wenigen Stunden noch retten sollte, was nicht zu retten ist, wahrscheinlich kaum noch erwähnt. Aber wer den Niedergang der SPD im Norden als Episode darzustellen versucht, der ignoriert jahrelange Entwicklungen, die den Sozialdemokraten in ganz Deutschland zu schaffen machen.
Neben personeller Auszehrung und damit einhergehenden Substanzverlusten schmelzen traditionelle Milieus dahin. Der Parteienforscher Franz Walter sucht bei der linken Volkspartei vergeblich junge Mitglieder oder Facharbeiter, für ihn beherrscht der öffentliche Dienst die einstige Arbeiterpartei. Mag auch die Umfrage, die die SPD bei bundesweit 25 Prozent sieht, nur eine Momentaufnahme sein, ein Indiz ist sie dennoch. Antworten auf Fragen, wie es denn weitergehen soll, haben die Macher in den Parteizentralen nicht. Weder auf Landes- noch auf Bundesebene. Die Reformpolitik rund um die Agenda 2010 hat die rote Basis aufgewühlt. Nicht überall gibt es Placebos wie die Forderung nach einem Sockelbergbau. Ob ein prominenter Seiteneinsteiger wie Naumann den etablierten Funktionärszirkeln und Klüngelrunden trotzen kann, wird spannend zu beobachten sein.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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