Rheinische Post: Köhler und Klar
Geschrieben am 08-03-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Die Spatzen pfeifen es vom Dach des Schlosses Bellevue: Der wegen neunfachen Mordes zu "lebenslanger", de facto 26-jähriger Gefängnisstrafe verurteilte, frühere Terrorist der "Rote-Armee-Fraktion" (RAF), Christian Klar, wird von Bundespräsident Horst Köhler nicht schnell, womöglich auch gar nicht begnadigt. Das ist gut so. Denn in der Öffentlichkeit und wohl auch bei Köhler wachsen die Zweifel daran, dass Klar verdient hat, dass bei ihm - ausgerechnet bei ihm, der besonders schwere Schuld auf sich geladen hat Gnade vor Recht ergehen soll. Der Serienmörder von 1977 redet auch heute noch im Jargon der RAF. Sie ist zwar erloschen, ihre ruch-- und reuelosen Gedanken spuken aber noch in Klars Kopf herum, wie man lesen musste. Köhler hat jetzt einem überlebenden RAF-Opfer einen Antwort-Brief schreiben und darin eine Selbstverständlichkeit andeuten lassen: dass Leid und Schmerzen, die Klar und Seinesgleichen über viele Menschen gebracht haben, die präsidiale Entscheidung beeinflussen würden. Noch vernünftiger wäre es, dass das vor-demokratische Gnadenrecht von Staatsoberhaupt und Ministerpräsidenten endlich abgeschafft wird. Die Justiz urteilt im Namen des Volkes; das hat kein Gnadenherr zu korrigieren.
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