Westfälische Rundschau: Kommentar zum Bleiberecht
Geschrieben am 13-03-2007 |
Dortmund (ots) - Von Miguel Sanches
Wenn sie sowieso seit Jahren unter uns leben, wenn man sie nicht ausweisen mag, macht es Sinn, Flüchtlinge arbeiten zu lassen. Darum geht es beim Bleiberecht. Das belastet nicht den Steuerzahler, ist auch eine Art Integrationsprogramm. Was spricht dagegen? Nichts. Wer spricht dagegen? Viele in der Union. Hat was Triebhaftes.
Nochmal: Bisher dürfen sie nicht jobben. Nun will ihnen der Staat erlauben, von ihrer Hände Arbeit zu leben, statt - wie bisher - auf Sozialleistungen angewiesen zu sein. Das kann man nicht oft genug wiederholen. Denn die CSU, genauer: die bayrische Regierung, hat in der Debatte den Eindruck erweckt, als ginge es darum, die Flüchtlinge vom Sozialsystem fernzuhalten.
Wir reden hier von Menschen, die seit sechs, sieben, acht und mehr Jahren geduldet werden und nichts tun dürfen. Ob sie überhaupt arbeiten können mit allem, was auch dazu gehört, Disziplin, Pünktlichkeit, Fleiß, sich ein- und unterordnen? Der Arbeitsmarkt jedenfalls kann es derzeit verkraften, wenn 40 000 der 180 000 Flüchtlinge bis 2009 zusätzlich auf Jobsuche gehen. Zumindest zahlenmäßig steht das außer Frage. Ob die Sitten verwildern? Möglich ist es. Denn für die Flüchtlinge ist es mehr als ein Job. Eine Stelle ist ein Schutz.
Versetzen wir uns in die Lage eines Irakers hinein, der heimgeschickt werden kann. Nun muss er nur bis 2009 eine feste Stelle haben, schon bleibt ihm der Bürgerkrieg erspart, hat eine Familie eine Perspektive. Wenn es um die Existenz geht, akzeptiert man jeden Lohn; und sei er sogar sittenwidrig.
Das ändert aber nichts an der Grundhaltung. Flüchtlinge, die hier geduldet werden, sollten arbeiten; besser sogar früher als nach sechs, acht Jahren. Der Kompromiss der Koalition ist vertretbar. Aber zwei Wünsche bleiben. Erstens muss eine Härtefallregelung her für jene Flüchtlinge, die zu krank, zu alt sind, um einen Job zu finden. Zweitens muss es möglich sein, über pragmatische Regelungen sachlich zu reden, ohne dass irgendeiner das Zeugnis ablegt, dass er ein harter Hund ist. Wer braucht zähnefletschende Politiker?
Originaltext: Westfälische Rundschau Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58905 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_58905.rss2
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