Neues Deutschland: zu den Beziehungen Deutschland - Afghanistan
Geschrieben am 19-03-2007 |
Berlin (ots) - Es ist längst mehr als pure diplomatische Geste, wenn Angela Merkel und Hamid Karsai den Schulterschluss demonstrieren. Deutschland hat sich in Afghanistan unentrinnbar verfangen. Ein einfacher Rückzug ist für das politische Denken in den Grenzen der NATO-Doktrin nicht mehr vorstellbar. Folge ist eine verhängnisvolle Verengung der Handlungsmöglichkeiten. Für die in Irak entführten deutschen Geiseln könnte das womöglich tragische Folgen haben. Parteinahme für eine Bürgerkriegspartei - ob im Namen der Terrorismusbekämpfung oder des Sozialismus - hat zur Folge, dass man Partei wird und als solche siegen oder verlieren kann. Und derzeit sieht es ganz nach Verlieren aus. Auch die Sowjetunion hat nicht nur eine militärische Säule in Afghanistan errichtet, mit Frauenrechten sah es damals schon besser aus als heute, trotzdem scheiterte Moskau. Die Bundesregierung hat seit den Afghanistan-Konferenzen auf dem Petersberg bei Bonn ab 2001 ihre eigenen Ambitionen deutlich gemacht. Ihr verdankt Karsai zu einem großen Teil seine heutige Stellung. Merkel hofft deshalb gemeinsam mit der übergroßen Bundestagsmehrheit darauf, dass Wohltaten wie Straßen und Schulen schneller Wurzeln schlagen als das Gefühl, einer westlichen Besatzung ausgeliefert zu sein. Je mehr die Chancen dafür schwinden, desto mehr wird die Ausbildung von Polizisten zur letzten Hoffnung. Sie wird dann zur Vorbereitung eines vermutlich unrühmlichen Abzugs.
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