LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Iran -
Geschrieben am 26-03-2007 |
Leipzig (ots) - Von Kostas Kipuros. Große Kriege beginnen in der Regel mit vermeintlich kleinen Anlässen. Ob die Festnahme von 15 britischen Marine-Angehörigen durch Iran in diese von Sarajevo bis Tonking reichende Kategorie gehört, ist noch nicht ausgemacht. Sicher ist: Wer auch immer an einer Eskalation interessiert ist, findet an der iranisch-irakischen Grenze ideale Bedingungen. Seit dem Osmanischen Reich ist der Grenzverlauf umstritten. Hoheitsansprüche auf den Shatt el Arab und damit auf den Zugang zum Persischen Golf waren einer der Auslöser des ersten Golfkrieges. Flüsse hinterlassen zudem keine Spuren. Behaupten lässt sich also vieles, beweisen so gut wie nichts. In dieser Grauzone ungeklärter Umstände stellt sich deshalb vor allem die Frage nach dem Sinn der erneuten Spannungen. Motive haben beide Seiten. Für Irans Präsident Ahmadinedschad beweist der Einsatz der Patrouille in angeblich iranischen Hoheitsgewässern eine aggressive Einmischung des Westens. Für den treuesten US-Verbündeten Tony Blair steht Teheran dagegen im Verdacht, die Krise im Machtpoker um das Atomprogramm absichtlich heraufzubeschwören. Tatsächlich hat Präsident Ahmadinedschad angekündigt, auch hundert UN-Beschlüsse werden kein Ende der Urananreicherung erwirken. Dieser Haltung liegt jedoch weniger Sturheit als vielmehr das nüchterne Kalkül des derzeitigen Kräfteverhältnisses zugrunde. Die eben verabschiedeten UN-Sanktionen sind zu schwach, um Iran zum Einlenken zu zwingen. Für schärfere und wirkungsvollere braucht es Zeit. Da kommt jede vermeintliche oder tatsächliche iranische Provokation recht. Umgekehrt spielt der Iran vor dem Hintergrund eines befürchteten Angriffs durch US-Truppen auf Zeitgewinn. Jeder Tag Verzögerung, der sich mit Verhandlungen über die 15 Marines herausschlagen lässt, zählt. Und erhöht die Spannungen.
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