Rheinische Post: Schwarz-Grün - noch nicht
Geschrieben am 03-04-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Der heftige Flirt zwischen den Spitzen von CDU und Grünen in Baden-Württemberg wird höchstwahrscheinlich nicht im "Standesamt" koalitionspolitisch besiegelt. Diesmal ist es noch nicht so weit. Aber nie zuvor sind sich oberhalb kommunaler Schwarz-Grün-Bündnisse beide Parteien so nahe gekommen wie jetzt in Stuttgart. Um im Bild zu bleiben: Man hat sich schon einmal Ringe angeschaut. Das liegt wie stets im Leben zuallererst an den aneinander interessierten Personen: hier Ministerpräsident Oettinger (CDU) nebst seinem gescheiten Generalsekretär Strobl, dort Fraktionschef Kretschmann (Grüne) samt bürgerlich grundiertem Anhang. Nach der Tändelei im Herbst 2005 um die so genannte "Jamaika"-Koalition aus Union, FDP und Grünen ist der Stuttgarter Test ernsthafter, tiefer ansetzend. Oettinger/Strobl zeigen der CDU insgesamt eine weitere Koalitionsperspektive, während der Wähler die rostigen Alt-Modelle Rot-Grün und SPD/FDP (Rheinland-Pfalz) vom Markt genommen hat. Auf die jederzeit zum Übermut bereite FDP wirkt das schwarz-grüne Miteinander im Südwesten disziplinierend. Noch führt eine politische Güterabwägung zu dem Ergebnis, dass eine Bündnis mit den Liberalen der CDU-Kernwählerschaft leichter zu vermitteln ist als die politisch charmante, aber auch riskante Liaison mit den Grünen. Oettinger ist Realist.
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