LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Zuwanderung
Geschrieben am 28-03-2007 |
Leipzig (ots) - Wenn es um persönliche Schicksale geht, wirken neue Gesetze, die einen rechtlichen Rahmen abstecken, selten bis zum letzten Einzelfall gerecht. Nicht jede tragische Biografie eines Bürgerkriegsflüchtlings lässt sich justiziabel korrekt zwischen zwei deutsche Aktendeckel pressen, mit den entsprechenden humanitären Schlussfolgerungen. Der jetzt im Bundeskabinett verabschiedete Gesetzentwurf zu Neuregelungen imAusländerrecht sorgt deshalb bei Asylbewerber- und Migrantenorganisationen für einen Sturm der Entrüstung. Man kann es ihnen im Prinzip nicht einmal verdenken. Denn das ausgehandelte Bleiberecht für langjährig geduldete Flüchtlinge wird in Einzelfällen herzlose Entscheidungen nicht verhindern können. Daraus aber jetzt - wie der vielstimmige Chor aus den Reihen der Grünen und der Linkspartei - den Schluss abzuleiten, der komplette Gesetzentwurf sei inhuman und integrationsfeindlich, zeigt deutlich, wie groß die Scheuklappen noch sind. Was wäre die Alternative? Weiter jahrelanges Suchen nach einer rechtlichen Lösung für rund 170 000 Betroffene in Deutschland? Ein ewiges juristisches Hickhack bei der Abwägung zwischen humanitärer und wirtschaftlicher Hilfe? Für zehntausende geduldete Ausländer mit Flüchtlingsstatus wäre das die schlechteste aller Lösungen. Ungewissheit war noch nie ein kreatives Element für Lebensplanungen. Insofern kann es als Erfolg gelten, dass sich die Koalition bei diesem heiklen politischen Thema geeinigt hat. Der Kompromiss trägt mehrheitlich die konservative Handschrift der Union, für die SPD ist es nach jahrelangen kritikfreien Multi-Kulti-Träumereien im Regierungsboot mit den Grünen ein spätes Erwachen. Aber besser spät, als nie. Denn das Deutschland dringend ein neues Zuwanderungs- und Bleiberecht nötig hat, müssen in Anbetracht von Parallelgesellschaften in Großstädten auch Sozialdemokraten zur Kenntnis nehmen. Für mehrere zehntausend, bereits geräuschlos integrierte Ausländer bietet das Gesetz nun endlich den notwendigen Rahmen, um ihre Zukunft planen zu können. Sie können einen gefestigten Aufenthaltstitel bis Ende 2009 bekommen, sollten sie bis zu diesem Zeitpunkt eine Arbeit gefunden haben. Das dürfte allerdings gerade in Ostdeutschland bei weiter dramatischer Arbeitsmarktlage nicht einfach werden. Und ohne die Beherrschung der Landessprache wird es nahezu unmöglich. Das Einfordern von Deutsch-Kenntnissen ist deshalb der erste Schritt für einen erfolgreichen Integrationsprozess. Das hat nichts - wie Flüchtlingsverbände und Grüne gern und oft kritisieren - mit Menschenfeindlichkeit zu tun, sondern ist im Prinzip eine Selbstverständlichkeit. Wer sich ernsthaft außerhalb seiner Heimat eine Existenz aufbauen will oder auch notgedrungen aufbauen muss, wird sich der Sprache seines Gastgeberlandes nicht verschließen. Jahrelang wurde in Deutschland bei der Integration von Ausländern mehr gefördert als gefordert. Wenn dieses Verhältnis jetzt zurechtgerückt wird, kann das für beide Seiten nur von Vorteil sein.
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