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Börsen-Zeitung: Das Menetekel, Kommentar zur Privatbank Sal. Oppenheim, die ihren Sitz nach Luxemburg verlegt, von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 30-03-2007

Frankfurt (ots) - Gibt es Krieg in Deutschland? Oder warum wandert
eine vor 218 Jahren in Bonn gegründete Privatbank aus, wenn es
angeblich nicht um die Steuern geht? Sal. Oppenheim verlegt den
Hauptsitz von Köln nach Luxemburg! Wäre das nicht am Donnerstagabend
publik geworden, sondern drei Tage später, hätten viele auf einen
Aprilscherz getippt. Es ist aber keiner. Fehlte nur, dass sie den Dom
mitnehmen. Aber auch ohne das schlägt die Nachricht ein wie eine
Bombe. Sie ließe sich auch nicht mit dem Argument relativieren, so
ein Umzug sei doch gelebte Freiheit für Menschen und Kapital in
Europa. So weit ist es mit dem real existierenden Binnenmarkt denn
doch noch nicht her.

Die Verbindung von Oppenheim ins Großherzogtum freilich ist,
abgesehen von einer Unterbrechung, drei Mal so alt wie die EU. 1856
gehörte Sal. Oppenheim zu den Gründern der ersten luxemburgischen
Aktienbank, der Banque Internationale à Luxembourg. Der 2005
verstorbene Alfred Freiherr von Oppenheim reklamierte für sein Haus
sogar einmal eine Mitwirkung an der Etablierung Luxemburgs in der
Finanzwelt. Wer genau hingehört hat, konnte schon vor Jahren ahnen,
dass etwas im Busch ist. Die weitere Entwicklung des Standorts
Luxemburg im Oppenheim-Konzern sehe man "sehr optimistisch", hieß es.
Manager der heute größten Privatbank Europas wiesen auf gemeinsame
Werte wie Solidität und Kontinuität oder die beiderseitige
erfolgreiche Positionierung im Wettbewerb mit den Großen hin,
konstatierten von daher eine "Wesensverwandtheit" mit Luxemburg.

Dass die Steuern jedenfalls keine entscheidende Rolle spielen, ist
glaubhaft. Oppenheim hat schon 2003 wesentliche Beteiligungen in
einer Luxemburger Holding gebündelt und dafür einen extrem
steuersparenden Weg gefunden - noch heute schickt man in Köln täglich
Dankgebete zum Himmel. Nein, entscheidend sind die Innovationskraft
des Finanzplatzes Luxemburg und die Flexibilität seiner Regulierer.
Im Vergleich dazu kommt die Modernisierung hierzulande regelmäßig zu
spät, und Reformen werden allzu halbherzig angepackt, wie aktuelle
Beispiele - Investmentgesetz, Reits, Abgeltungssteuer - wieder
belegen. Insofern ist der Schritt von Oppenheim ein Menetekel für den
Finanzplatz Deutschland. Wer geht als Nächster? Wenn die Politik
nicht schleunigst aufwacht, kann bald der Letzte das Licht am
Standort "D" ausmachen.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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