LVZ: Bundesverteidigungsministerium: Druck auf Jung, um Wechsel im Amt des Generalinspekteurs herbeizuführen
Geschrieben am 01-04-2007 |
Leipzig (ots) - Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sieht sich innerparteilich zunehmend unter Druck gesetzt, an der Spitze der militärischen und politischen Führung seines Hauses "klare personalpolitische Zeichen zu setzen". Nach einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) sind führende Verteidigungsexperten der Union der Ansicht, "die Erneuerung muss sich bei der nächsten Besetzung des Generalinspekteurs zeigen". Dies habe man dem Minister bereits intern "eindringlich gesagt", hieß es aus Unions-Kreisen. Zudem wird darauf verwiesen, dass "unterhalb der Ebene des Generalinspekteurs" vielfach noch "alte SPD-Seilschaften" über "zu großen Einfluss" verfügten.
Der derzeitige oberste Militär, Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan, amtiert in dieser Funktion seit Juli 2002. Er solle "spätestens im Herbst 2008 ersetzt werden". Favorisiert wird aus Unions-Kreisen dabei der der Union freundlich gesonnene Generalleutnant und Inspekteur des Heeres, Hans-Otto Budde. Der Minister müsse zeigen, "dass er der Chef im Hause ist". Dies zu demonstrieren, habe er "Nachholbedarf bis zum heutigen Tag", heißt es. Budde war in jüngster Zeit immer mal wieder um besonders einprägsame Auftritte, auch in Gegenwart der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), bemüht. Allerdings ist das Heer derzeit mit hoch dekorierten Generälen bereits gut bedient.
Schneiderhan, der insbesondere unter dem SPD-Verteidigungsminister Peter Struck als militärpolitischer Ratgeber großen Einfluss auf die Führung des Ministeriums gewann, gilt ressortintern als "absolut loyal". Allerdings wird ihm zum Vorwurf gemacht, dass er in Krisenfällen, wie etwa der "Totenschädel-Affäre", nicht schnell genug notwendige Schlussfolgerungen auf militärischer Seite gezogen habe. Zugleich wird ihm eine unstete Personalpolitik in seinem eigenen Beriech vorgehalten. Dafür spräche unter anderem die Überlegung, bereits nach gut einem Jahr den amtierenden Chef des Stabes im Führungsstab der Streitkräfte, Generalmajor Manfred Engelhardt, mit einer anderen Zuständigkeit zu betrauen. Engelhardt, der in seiner Freizeit gern eigenhändig Lockenten für die Jagd schnitzt, ist derzeit unter anderem im Zusammenhang mit dem Fall Murat Kurnaz mit der Aufklärung der Bewachungseinsätze deutscher Soldaten des Spezialkommandos KSK im US-Gefangenenlager im afghanischen Kandahar im Jahr 2002 befasst.
An den Überlegungen für einen Wechsel im Amt des Generalinspekteurs ist, den Zeitungsinformationen zu Folge, auch die Spitze des Kanzleramts beteiligt. Planspiele, die Amtszeit von Schneiderhan mindestens bis zum Ende der Legislaturperiode zu verlängern, gelten mittlerweile als "erledigt". Schneiderhan selbst wollte sich auf Anfrage gegenüber der Zeitung nicht zur Sache äußern.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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