Westdeutsche Zeitung: Kinderkrippen gibt's nicht zum Nulltarif = Von Friedrich Roeingh
Geschrieben am 15-04-2007 |
Düsseldorf (ots) - Wenn uns eine neue Leistung zum Nulltarif angeboten wird, ist grundsätzlich Vorsicht geboten. Das gilt auch für die Berechnung des Deutschen Jugendinstituts, die geplante Schaffung von 500.000 neuen Krippenplätzen werde sich selbst finanzieren. Immerhin reden wir von drei Milliarden Euro zusätzlichen Kosten jährlich.
So hakt denn auch das ambitionierte Finanzierungskonzept gleich an mehreren Stellen: Wenn tatsächlich jeder dritten Mutter eines Kleinkinds der frühere Einstieg in den Beruf ermöglicht wird, dann werden dadurch nicht automatisch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Der Positiveffekt für die Sozialversicherungen wird also deutlich geringer ausfallen als in der Modellrechnung. Und wenn die Autoren der Studie beim Kindergeld mit Ersparnissen von knapp einer Milliarde Euro jährlich kalkulieren, weil die Zahl der Kinder bis 2013 rapide abnehmen werde, so stellt man die familienpolitische Wirkung der Reform selbst in Frage. Mit der besseren Vereinbarung von Familie und Beruf sollte potenziellen Eltern doch Lust auf mehr Kinder gemacht werden - oder haben wir da in den vergangenen Wochen etwas missverstanden?
Man darf die Studie des Jugendinstituts also nicht als Blaupause zur Finanzierung einer besseren Kinderbetreuung nehmen. Sie öffnet aber immerhin den Blick dafür, dass diese überfällige Reform nicht nur Geld kostet, sondern auch Positivwirkungen in Euro und Cent auslösen wird. Die Bundesregierung sollte allerdings ganz unabhängig von dieser Betrachtung bald ein Finanzierungskonzept auf den Tisch legen. Dabei hat wohl die Kanzlerin darauf gedrängt, dass Familienministerin von der Leyen nicht schon in dieser Woche ihren Vorschlag im Kabinett präsentieren wird. Dass sie sich erst mit Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auf eine tragfähige Lösung verständigen muss, ist dabei kein Manko.
Nichts würde der überfälligen Reform schließlich mehr schaden, als wenn von der Leyen jetzt mit ihrem Vorpreschen den Koalitionspartner SPD dazu verleiten würde, Opposition zu spielen. Den Genossen bietet das jetzt gewählte Verfahren zudem die Möglichkeit, sich ohne Gesichtsverlust von ihrer irrsinnigen Idee zu verabschieden, den Ausbau der Kinderbetreuung auf Kosten des Kindergeldes zu finanzieren.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211 / 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
64875
weitere Artikel:
- Neues Deutschland: Ehud Olmert und die Nahost-Initiative der arabischen Staaten Berlin (ots) - Leere Worte Von Uwe Sattler Ob die neuen Töne aus Jerusalem auch zu einer neuen israelischen Politik führen, ist alles andere als sicher. Am Wochenende erklärte der Regierungschef Israels, er sei zu Gesprächen über die Nahost-Initiative der arabischen Staaten bereit - ohne Einschränkungen. Tatsächlich hat sich Ehud Olmert deutlich bewegt. Zumindest verbal. Noch Ende März hatte der Premier »keinerlei Spielraum« für Gespräche über die Initiative gesehen. Nur kurze Zeit später konstatierte er einen »radikalen Sinneswandel« mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Automesse und Klimaschutz Halle (ots) - Neuheiten glänzen auch in Leipzig - wie auf jeder Messe - mit immer mehr PS. Dies, so die Hersteller, sei nötig, weil vor allem schärfere Sicherheitsstandards die Wagen schwerer machten. Da brauchten sie eben mehr Kraft - damit dem Kunden nicht der Fahrspaß verloren gehe. Damit bekommt wieder der Käufer den Schwarzen Peter zugeschoben. Erst rückt er kein Geld raus für teure Spartechnik, dann will er auf viel PS einfach nicht verzichten. Beides mag momentan stimmen. Sich darauf zurückzuziehen, ist inakzeptabel. So mahnt mehr...
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert am Montag, 16. April, die Debatte um Oettingers Filbinger-Rede: Frankfurt/Oder (ots) - Gescheitert ist auch Oettingers Versuch, mit einem "offenen Brief" einen schnellen Schlussstrich unter die Trauerreden-Diskussion zu ziehen. Eine Entschuldigung sind diese halbherzigen Zeilen vom Wochenende nicht. Den "Kritikerinnen und Kritikern" - auch der Bundeskanzlerin - erklärte er lediglich, er bedauere die "Missverständnisse". Von der Rolle Filbingers in der Zeit des NS-Regimes hingegen kein Wort. Oettinger gibt sich damit so unentschuldbar uneinsichtig, wie es der zeitlebens war, an dessen Sarg er gerade mehr...
- Westfalenpost: Nichts dazu gelernt Wirbel um Oettingers Grabrede hält an Hagen (ots) - Von Jörg Bartmann Der Wirbel um die Grabrede des baden-württembergischen Ministerpräsidenten ist nicht beendet. Das ist gut so. Denn Oettinger hat sich nicht unglücklich ausgedrückt, er hat seine Worte mit Bedacht gewählt. Das wird von Tag zu Tag deutlicher. Daran ändert auch sein offener Brief keinen Deut. Eigentlich ist es nur noch schlimmer geworden, weil er Tatsachenverdrehungen bei Traueransprachen für normal hält. Wer jedoch Vorgänger Filbinger vom Mitläufer zum Nazigegner umdreht, Geschichte auf juristische Art mehr...
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Oettinger/Filbinger Leipzig (ots) - Was war an Günther Oettingers Trauerrede eigentlich missverständlich? Dass er den verstorbenen Hans Filbinger attestierte, "kein Nationalsozialist" gewesen zu sein? Oder dass Filbinger, wie Baden-Württembergs Ministerpräsident meint, "im Gegenteil, ein Gegner des NS-Regimes" war? Oettingers Worte waren so klar, da können gar keine Missverständnisse aufkommen. Ein Fauxpas sind sie ebenso nicht gewesen, wie sein als Vorwärtsverteidigung gedachter Offener Brief mit dem peinlichen Stauffenberg-Vergleich und die gestrigen Statements mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|