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Börsen-Zeitung: Das Kreisen der Raubvögel, Kommentar von Bernd Wittkowski zu den Übernahmespekulationen um die niederländische Großbank ABN Amro

Geschrieben am 16-04-2007

Frankfurt (ots) - Na also, es geht doch: ABN Amro vermag
Investoren und Analysten noch zu begeistern. Nicht allein durch
Übernahmefantasie, sondern zumindest auch mit einem Gewinnsprung.
Doch es könnte sein, dass dieser Erfolg, dessen Beitrag zur
Steigerung des Aktienkurses und das Bekenntnis zu "vollständiger
Transparenz" zu spät kommen, um das Unheil noch abzuwenden.

Warum Unheil? Über der niederländischen Großbank kreisen die
Raubvögel. Nicht die Unterart der Geier, denn die ernährt sich von
Aas. Hier aber wird eine höchst lebendige Beute gejagt. Dass eine
Bank von einer anderen übernommen wird, hat man alle Tage - danach
kräht, um in der Ornithologie zu bleiben, kaum noch ein Hahn. Was
sich aber bei ABN Amro anbahnt, ist in dieser Form und Dimension von
einer neuen Qualität. Fortis, Royal Bank of Scotland und Santander
treten gemeinsam in der offenkundigen Absicht an, die noch in
exklusiven Übernahmeverhandlungen mit Barclays stehende ABN Amro in
ihre Einzelteile zu zerlegen und unter sich aufzuteilen. Das wird so
nicht gesagt, aber der Vorstoß dürfte ja kaum darauf zielen, dass
jedes Mitglied des Trios ein Drittel der Aktien übernimmt. Nur mal
als Beispiel: Drei Konkurrenten reißen sich die Commerzbank unter den
Nagel. Einer kriegt das Privatkundengeschäft, der Zweite den Bereich
Mittelstandsbank, der Dritte die Hypotheken- und Pfandbrieftöchter.
Der Rest ist unbrauchbar und wird plattgemacht. Muss man das gut
finden?

Die Aktionäre der zu tranchierenden Einheit mögen es gut finden,
wenn der Preis stimmt. Aber auf die Gefahr hin, als unverbesserlicher
Nostalgiker zu gelten: Haben Unternehmen nicht noch einen anderen
Wert als den Zerschlagungswert? Wir reden im aktuellen Fall nicht von
einem maroden Konzern, aus dessen Trümmern durch Aufteilung noch das
Beste zu machen wäre. Es geht um einen intakten Organismus, der
zugegebenermaßen hier und da durch unbefriedigende Renditen und
zweifelhafte Strategien auffiel. Doch sollte dies - zumal in einer
Branche, die in marktwirtschaftlichen Systemen vonzentraler Bedeutung
für Stabilität und Vertrauen ist - kein hinreichender Grund sein,
einen solchen Organismus den Greifvögeln zum Fraß vorzuwerfen. Umso
weniger, wenn die Idee von einer Seite kommt, die einzig und allein
kurzfristige Gewinnmaximierungsinteressen verfolgt. Dafür sind Banken
als Objekt ungeeignet.

(Börsen-Zeitung, 17.4.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

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Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0


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