Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Gutachten
Geschrieben am 19-04-2007 |
Mainz (ots) - Uns geht es gut, und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben. Ursache dafür ist jedoch nicht die Weit- und Einsicht der Politik, sondern die weltweit gut laufende Konjunktur. Sie nimmt uns, auf den ersten Blick zumindest, einen gewichtigen Teil unserer Sorgen, die uns seit gut fünf Jahren extrem belasten. An erster Stelle ist das die Arbeitslosigkeit, die in atemberaubender Weise zurückgeht. Gleich dahinter steht die öffentliche Neuverschuldung, die dank sprudelnder Steuereinnahmen so massiv schrumpft, dass Deutschland in der EU vom arg gescholtenen Gassenjungen zum Musterschüler avanciert. Das ist der nette Teil des Frühjahrsgutachtens der Wirtschaftsinstitute, das gestern vorgelegt wurde. Wer indes das Papier bis zu Ende liest, wird rasch feststellen, dass die Experten keineswegs zufrieden sind und dringend davor warnen, sich jetzt entspannt zurückzulehnen. Soll es der Nation über den Tag hinaus gut gehen, dann müssen Politik und Tarifpartner in die Puschen kommen und die Weichen für die Zukunft endlich richtig stellen. Der Konsum wird sich nur dann auf dem derzeit guten Niveau stabilisieren, wenn mehr Geld unter die Leute kommt. Und zwar in Form sinkender Steuern und keinesfalls durch Tarifabschlüsse, die den Standort Deutschland erneut unattraktiv machen würden. Eine Drei vor dem Komma ist das aktuelle Maß, nicht mehr, schreiben die Experten den Gewerkschaften klipp und klar ins Stammbuch. Aber auch die Politik kriegt ihr Fett weg und zwar nicht zu knapp, denn sie schaue in die falsche Richtung: Mindestlöhne wären Gift für die Wettbewerbsfähigkeit der Nation, und die geplante Unternehmenssteuerreform klinge zwar gut, sei aber völliger Unsinn, da die Steuersätze zwar sinken würden, die Besteuerungsbasis aber in die Breite ginge. Fazit: Jetzt muss die Gunst der Stunde genutzt werden, um Deutschland fit für eine Zukunft zu machen, in der nicht gleich wieder jedes Konjunkturtal zu Massenarbeitslosigkeit und erneuter katastrophaler Staatsverschuldung führt. Das Handbuch dafür liegt seit gestern schwarz auf weiß auf dem Tisch. Ausreden ziehen also nicht mehr.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=65597 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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