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Börsen-Zeitung: Die laute Privatbank, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Lage bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser

Geschrieben am 19-04-2007

Frankfurt (ots) - In der BHF-Bank ist die Stimmung prima. Kein
Wunder angesichts der geschäftlichen Entwicklung, über die der
Vorstand gestern berichtete. Bei den Privatbankiers ein paar Straßen
weiter ist die Stimmung nicht ganz so gut. Was bei Hauck & Aufhäuser
nach außen dringt, klingt nach Streit und Machtkampf, nach
Umgangsformen, wie sie gar nicht zum Stil des Hauses passen wollen,
und auch ein wenig nach strategischer Konfusion. Nun muss man zwar
nicht alles, was von interessierter Seite kolportiert wird, zum
Nennwert nehmen, erst recht nicht jede Interpretation der schon für
sich genommen ungewöhnlichen Vorgänge. Doch dass ein persönlich
haftender Gesellschafter (PhG) ausscheidet, ist mittlerweile
bestätigt. Derweil unterliegt die "inoffizielle" Information, dass
sich die BayernLB wegen der eigenen strategischen Ausrichtung von
ihrem Anteil an Hauck & Aufhäuser trennen will, schon länger nicht
dem Bankgeheimnis.

Doch ganz unabhängig von den Fakten ist es für ein Geldhaus,
dessen Kundschaft wohl besonderen Wert auf Diskretion legt, geradezu
fatal, überhaupt ins Gerede zu kommen. Einer der PhGs von Hauck &
Aufhäuser hat, kaum dass er 2006 angetreten war, coram publico
kundgetan, die Bank sei "zu leise gewesen". Darüber ließe sich
trefflich streiten, steht doch der erste Teil des Wortes "Privatbank"
für persönlich, vertraulich, nichtöffentlich. Wie auch immer: Im
Moment ist die Bank definitiv zu laut.

Hauck & Aufhäuser ist in jüngerer Vergangenheit nicht durch
übermäßige operative Ertragsstärke aufgefallen. Die Ursachen dafür
mögen unterschiedlicher Natur sein. Als eine mögliche Ursache lässt
sich ein Führungsproblem ausmachen: Die PhGs haben es, nachdem vor
drei Jahren Jörg-Engelbrecht Cramer in den Ruhestand gegangen ist,
nicht geschafft, sich auf einen neuen Sprecher, einen Primus inter
Pares, zu einigen. Das führt zur Verwischung von
Verantwortlichkeiten, zu Unschärfen im Geschäftsmodell und wohl auch
zu Defiziten in der strategischen Vision.

Die Bank hat aktuell mehr denn je Anlass, über die Beseitigung
dieser potenziellen Schwächen nachzudenken. Nicht zuletzt muss sie -
bei aller heutzutage gebotenen Transparenz - auch in eigener Sache
zur angemessenen und früher gewohnten Diskretion zurückfinden. Sonst
könnten Kunden auf die Idee kommen, sich nach einer "privateren
Privatbank" umzuschauen.

(Börsen-Zeitung, 20.4.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
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