LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Konjunktur/Koalition -
Geschrieben am 25-04-2007 |
Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka. Die Wirtschaft boomt, die Unternehmensgewinne sprudeln, es gibt neue Jobs und Fachleute werden schon händeringend gesucht. Alles prima. Besonders für diejenigen, die wieder Anschluss im Arbeitsmarkt gefunden haben. Spätestens 2010 könnte der Staat wieder Einnahmen und Ausgaben ins Lot gebracht haben. Mit fünf Jahren Verzögerung findet Deutschland Anschluss an die Konjunkturwelle. Das Dumme ist:Auf den ersten Blick ist für die Mehrheit nicht zu erkennen, wo für sie konkret der Ertrag bleibt. Nie wäre Politik als erklärende und vermittelnde Instanz so wichtig wie gerade jetzt, auf der Scheitelwelle des Aufschwungs. Leider fällt sie derzeit in dieser Funktion aus. Wir haben nur Herrn Glos. Die anderen tummeln sich auf roten Teppichen oder üben sich in der Rolle des Angstbeißers. Statt klare Richtung, soziale Ausgewogenheit und faire Aufgabenverteilung abzusichern, streiten sich Union und SPDum Kriegszustände und Profilneurosen. So kann man auch die Chance verspielen, Bürger zum Mitmachen zu animieren. Weitere strukturelle Reformen - Stichwort Unternehmenssteuern - sind notwendig. Arbeitsmarkt und Steuergestaltung stehen nicht unter nationalem Artenschutz, sie müssen sich international behaupten. Das ist die Denke, wie sie Bosse, Kanzlerin und verbeamtete Sachverständige gerne den einfachen Bürgern als Tatsachen präsentieren. Das ist richtig und wichtig, aber nur die halbe Wirklichkeit. Sechs Euro gesamtdeutsche Rentenerhöhung sind das Ergebnis der kargen Lohnentwicklung der letzten Jahre. Zuvor gab es unten nur Nullrunden - aber hoch droben Millionenprämien für manch versagenden Top-Manager. Während die Gewinne sprudeln, wird über Leistungs- und Betragskürzungen für die übrig gebliebene Hartz-IV-Gesellschaft nachgedacht. Fünf Milliarden Entlastung winken bei der Unternehmenssteuerreform, aber Wirtschaftsverbände und Koalition kriegen keine Brandmauer gegen Armutslöhne hin. Es ist Zeit für weitere strukturelle Umbaumaßnahmen. Solange die Wirtschaft brummt, ist die Zeit dafür reif. Aber wo bleibt das notwendige Augenmaß? Es geht um faire Tariferträge nach viel Verzicht - da, wo es sich Unternehmen oder ganze Branchen leisten können. Es geht um soziale Ausgewogenheit - auch da, wo es keine Armen trifft, etwa bei den großen Erben. Es fehlt auch an mehr Würde gegenüber denen, die nur die Objekte der Politik sind. Sie haben Reformen seit langer Zeit nur als Belastung und als einseitig verteilte Opfereinteilung erfahren. Das alles muss nicht falsch gewesen sein, aber es ist bis heute nicht richtig erklärt worden. Und korrigiert wird das nicht dadurch, dass man heute - ohne Geld in der Kasse - Steuersenkungen für morgen verspricht. Die Erotik der nüchternen Wachstumszahlen mag ja die Manager und Börsenmakler erregen, aber so langsam wird es Zeit, dass der Aufschwung sich auch für die auszahlt, die mindestens das Gefühl haben, sie allein hätten bisher Opfer gebracht und andere würden profitieren.
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