(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Ifo-Chef Hans-Werner Sinn kritisiert Merkels Wirtschaftspolitik

Geschrieben am 29-04-2007

Cottbus (ots) - Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die
Zukunft betreffen. Keiner weiß das besser als Hans-Werner Sinn,
Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Münchner
Ludwig-Maximilians-Universität. Denn wenn es beispielsweise um
Konjunkturprognosen geht, liegen er und sein Institut für
Wirtschaftsforschung (Ifo) regelmäßig daneben. Das wäre nicht weiter
tragisch, wenn die modernen Auguren freimütig einräumen würden, was
ohnehin jeder weiß: Mit ihren Modellen ist es so wie mit denen der
Meteorologen. Die beherrschen zwar bekanntlich die Kunst, mit
erstaunlicher Präzision das Wetter von gestern vorherzusagen. Für
exakte Prognosen der Zukunft aber spielen - so wie bei der
Volkswirtschaft - einfach zu viele Faktoren eine Rolle.
Vor diesem Hintergrund verblüfft die unerschütterliche
Selbstgewissheit, mit denen einige der Herren Ökonomiegelehrten seit
Jahren so tun, als hätten Sie die Rezepte für Vollbeschäftigung und
ewiges Wachstum in der Tasche. Jener Hans-Werner Sinn etwa - bekannt
geworden durch seine inzwischen vollständig widerlegte These von der
deutschen "Basar-Ökonomie" - hat noch 2004 bezweifelt, dass die
deutsche Wirtschaft überhaupt noch mit mehr als einem Prozent wachsen
könne. Und der Aufschwung des Jahres 2006 überraschte ihn ebenso wie
all die anderen "führenden" Wirtschaftsforscher - statt der von
seinem Institut vorausgesagten 1,2 Prozent legte das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) um satte 2,5 Prozent zu.
Nun sollte man meinen, dass angesichts derartiger Fehlprognosen ein
wenig Demut angesagt wäre. Doch weit gefehlt. Der aus Steuergeldern
entlohnte Münchner Professor kann es nicht lassen, den
Verantwortlichen in der Politik Noten zu erteilen. Gerade hat er
Angela Merkel (CDU), der Bundeskanzlerin, Komplettversagen in der
Wirtschaftspolitik vorgeworfen. Und weil es einer wie Sinn nicht eine
Nummer kleiner macht, stellt er im gleichen Atemzug den Sozialstaat
deutscher Ausprägung in Gänze infrage, weil der die Menschen
angeblich dafür bezahlt, dem Arbeitsmarkt fernzubleiben. Eine These
von derart atemberaubender Schlichtheit, dass sie beispielsweise das
unterschiedliche Niveau der Arbeitslosigkeit in den Räumen Stuttgart
und Cottbus letztlich nur damit erklären kann, dass Lausitzer eben
fauler seien als Schwaben. Denn der Anreiz, die Arbeit im Sinnschen
(Un-)Sinne zu verweigern, ist ja überall gleich hoch. Mit der
Realität hat das freilich nichts zu tun. Eher mit einer Weltsicht,
die in ihrer wahrnehmungsverweigernden Hybris fast schon autistische
Züge trägt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

67696

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Die Koalition und ihr möglicher Bruch Cottbus (ots) - Was wäre, wenn die tobende SPD die Große Koalition tatsächlich platzen ließe? Solch ein gravierender Schritt dürfte außer den Parteilinken zum jetzigen Zeitpunkt niemandem zu vermitteln sein. Denn wer in Zeiten des Aufschwungs und der sinkenden Arbeitslosigkeit eine Bundesregierung platzen lässt, der wird vom Wähler für die Flucht aus der Verantwortung massiv bestraft werden. Das wissen auch die führenden Sozialdemokraten. Aber sie bellen wie getretene Hunde, denn sie stehen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Woche für mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Unruhen in Estland Cottbus (ots) - In der estnischen Hauptstadt Tallinn lieferten sich in den vergangenen Tagen Jugendliche schwere Straßenschlachten mit der Polizei. Bei den Auseinandersetzungen im Baltikum geht es nur vordergründig um den Standort eines Denkmals für gefallene russische Soldaten. Vielmehr ist es der Unmut der russischen Minderheit über ihre teils unwürdigen Lebensbedingungen, der in den Krawallen zum Ausdruck kommt. Denn obwohl in Estland etwa 25 Prozent der Bevölkerung ethnische Russen sind, besteht die Regierung von Ministerpräsident mehr...

  • Westfälische Rundschau: Westfälische Rundschau Dortmund zu "Gewerkschaften und der 1. Mai" Dortmund (ots) - Die Demonstrationszüge werden kürzer, mancherorts findet der 1. Mai als Festtag der Gewerkschaften nur noch im Vereinsheim statt. Immer weniger Menschen wissen, warum sie sich an diesem Dienstag aufraffen sollen, um sich von unterschiedlich sprachgewandten Funktionären auf nelkenumrankten Plätzen anbrüllen zu lassen. Die Arbeiterbewegung liegt lieber im Park oder plantscht im Freibad. All dies sagt zwar nichts über die reale Bedeutung der Gewerkschaften aus. Aber es belegt den dramatischen Bedeutungsverlust von ritualisierter mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Metall-Tarifstreit Halle (ots) - Sind die Arbeitsniederlegungen wirklich nötig? Die Chemie- und die Baubranche haben gezeigt, dass es auch anders geht. Hier sind ganz ohne Warnstreiks anständige Lohnabschlüsse für die Arbeitnehmer vereinbart worden, die die Unternehmen nicht überfordern und den Arbeitsmarkt nicht unnötig unter Druck setzen. Das Publikum ist der ritualisierten Machtspiele der Tarifpartner längst überdrüssig. Und die Vier vor dem Komma wird in der Metallbranche kommen, auch ohne Streiks. Entscheidend aber wird sein, welcher Anteil dabei mehr...

  • WAZ: SPD "droht" mit Koalitionsbruch: Angstbeißen - Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - In den Sonntagszeitungen waren lustige Schlagzeilen zu lesen. SPD droht mit Ende der Großen Koalition, stand da. Frage: wem drohen sie, die Sozialdemokraten? Die SPD sieht derzeit gar nicht gut aus, und sie weiß es auch. Die Spekulationen, die der Spiegel heute anstellt über eine Rückkehr Schröders als Kanzlerkandidat, sind nicht nur unterhaltsam. Sie kanalisieren die sich verbreitende Sorge in der SPD, der rote Pfälzer bringe nicht genug politisches Gewicht auf die Waage. Beck taktiert, lässt aber eine Richtung nicht so mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht