Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Islam
Geschrieben am 02-05-2007 |
Mainz (ots) - Streit kann befruchten ¬ oder lähmen. Bei der zweiten Sitzung der Islamkonferenz sind die Argumente offenbar mit großer Vehemenz ausgetauscht worden. Das muss kein schlechtes Zeichen sein, und wer bei dieser Materie rasch sichtbare Erfolge erwartet, ist blauäugig. Allerdings lassen einige schrille Töne doch aufschrecken. Wenn etwa der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler, meint monieren zu müssen, dass man nur "ziellos debattiere", sollte er sich vielleicht an die eigene Nase fassen. Innenminister Schäuble wird bei dieser Konferenz all seine Geduld und Zähigkeit brauchen. Er weiß, was auf dem Spiel steht. Ein wichtiger Ausgangspunkt des Dialogs mit den Muslimen war die Verunsicherung deutscher Sicherheitsbehörden nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Schäubles Ziel: Muslime sollen sich mit dem deutschen Staat identifizieren und helfen, unser aller Sicherheit zu erhöhen. Das ist ein hoher Maßstab, denn Identifikation bedeutet mehr als Integration. Ob Schäubles Vorstellung von einem "deutschen Islam" realistisch ist, muss sich erst erweisen. Bislang deutet manches darauf hin, dass einzelne Teilnehmer der Islamkonferenz einen ganz anderen Ansatz verfolgen: mehr Rechte zu erlangen ¬ ohne jedoch grundlegende Pflichten anzuerkennen, etwa die, Wertentscheidungen des Grundgesetzes als Basis des gemeinsamen Zusammenlebens zu akzeptieren. Zudem scheint es, als diene die Konferenz auch als Schauplatz inner-muslimischer Auseinandersetzung: Wer kann in der Öffentlichkeit, vor allem bei eigenen Anhängern, Punkte sammeln? So betrachtet darf der Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde seine Forderung nach einer "Kultur gegenseitiger Anerkennung" nicht nur an die deutsche Seite richten.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=65597 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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