Der Tagesspiegel: Rürup: Tarifabschluss ist kein Konjunkturkiller
Geschrieben am 04-05-2007 |
Berlin (ots) - Bert Rürup, der Vorsitzende des Wirtschafts-Sachverständigenrats, hält den Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie für wirtschaftlich verkraftbar. "Er ist intelligenter gelaufen, als man nach den lauten Tönen der Gewerkschaft im Vorfeld hatte erwarten können", sagte er dem "Tagesspiegel" (Samstagausgabe). Insgesamt gerechnet liege die Tarifsteigerung über die gesamte Laufzeit bei 3,3 Prozent pro Jahr, "inklusive der Öffnungsklausel können es im Einzelfall sogar weniger als drei Prozent sein". Rürup nannte die flexiblen Elemente im Abschluss "eine gute Sache". Die Einigung liege zwar über dem gesamtwirtschaftlichen Verteilungsspielraum, ein "Konjunktur- oder Wachstumskiller" sei sie aber nicht. Auch negative Wirkungen "auf den Beschäftigungsaufbau in dieser Branche sehe ich nicht".
Wolfgang Franz, ebenfalls Mitglied im Sachverständigenrat, sah das Ergebnis indes "mit gemischten Gefühlen". Zwar gebe es flexible Elemente. "Mir wäre es aber lieber gewesen, wenn es weniger um prozentuale Steigerungen, sondern um das Thema Gewinnbeteiligungsmodelle gegangen wäre", sagte Franz, der auch Chef des Forschungsinstituts ZEW ist, dem Blatt. Der Verteilungsspielraum sei mit der Einigung ausgeschöpft, "es wird weder Verluste noch Gewinne bei den Arbeitsplätzen geben". Der Aufschwung in der Branche werde aber nicht ewig weitergehen, "und eines Tages sitzen die Betriebe dann auf den höheren Kosten".
Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, bezeichnete den Abschluss als "kräftigen Schluck aus der Pulle". Der Aufschwung wäre aber nur dann gefährdet, wenn sich dieses Niveau auch in der "Restwirtschaft" durchsetzen würde. "Eine Verallgemeinerung wäre für die Beschäftigung in Deutschland massiv schädlich." Gesamtwirtschaftlich solle die Lohnsteigerung nicht höher als 2,5 Prozent ausfallen. Anreize, mittelfristig mehr Arbeitskräfte einzustellen, schaffe der Abschluss allerdings nicht.
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