Wiesbadener Kurier: Kommentar zu Metall-Abschluss
Geschrieben am 04-05-2007 |
Wiesbaden (ots) - Eines zeigt der rasche Durchbruch bei Metall: Wie stark eine Gewerkschaft ist, hängt nicht von der Schwäche, sondern im Gegenteil von der Stärke der Unternehmerseite ab. Weil die Metall- und Elektrobranche so boomt, weil ein Streik angesichts voll ausgelasteter Werke und prall gefüllter Auftragsbücher so großen Schaden angerichtet, so viel Gewinn vernichtet hätte, deshalb hat die IG Metall eine Vier vor dem Komma beim Tarifabschluss durchsetzen können. Das können die Gewerkschaft und vor allem die Arbeitnehmer als großen Sieg verbuchen. Nach Jahren der Zurückhaltung bringt der hohe Abschluss eine angemessene Beteiligung an den Unternehmensgewinnen und stärkt über die Erhöhung der Kaufkraft auch die Konjunktur insgesamt. Das gilt freilich nur unter der Prämisse, dass die Betriebe den erheblichen Kostenzuwachs verkraften und im globalen Wettbewerb nicht wieder zurückfallen. Erst wenn die nach der Einigung erstellte optimistische Arbeitgeber-Prognose für weiteres Wachstum auch bei den Arbeitsplätzen zutrifft, kann von einem Erfolg für alle Seiten die Rede sein. Die Metall-Zahlen nun als Maßstab für die gesamte Tarifrunde 2007 zu nehmen, ginge freilich in die völlig falsche Richtung. Was Wachstumsmotoren wie Metall und Chemie sich leisten können, gilt für sich mühsam berappelnde Branchen wie Druck oder Handel gewiss nicht. Was bei dem Starken Kaufkraft schafft, kann bei dem Schwächeren genauso schnell Kaufkraft vernichten, nämlich Arbeitsplätze. Man darf also nur hoffen, dass der gestrige Abschluss nicht anderswo überzogene Erwartungen und falsche Kampfeslust weckt. Dann hätte Metall doch ein schlechtes Signal für den Aufschwung in Deutschland gegeben.
Originaltext: Wiesbadener Kurier Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=64428 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_64428.rss2
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