EU verabschiedet Richtlinie für Masthühner
Geschrieben am 08-05-2007 |
Brüssel/Hamburg (ots) -
VIER PFOTEN: Ungenügende Vorgaben schreiben millionenfaches Tierleid fest
Gestern hat in Brüssel der EU-Ministerrat für Landwirtschaft und Fischerei Haltungsvorgaben für Masthühner beschlossen. "Die neue Richtlinie ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse und legitimiert schwere Tierschutz-Defizite", erklärt Markus Pfeuffer, Leiter Tierschutzprogramme von VIER PFOTEN. Kernpunkte der VIER PFOTEN Kritik sind die Festschreibung viel zu hoher Tierdichten im Stall und die weitgehende Ausklammerung gravierender Tierschutzprobleme durch die einseitige Turbo-Zucht. "Mit dieser Entscheidung verspielt der Ministerrat eine wichtige Chance für den Tierschutz in Europa", sagt Pfeuffer. In der EU werden jedes Jahr fünf Milliarden Masthühner geschlachtet, Deutschland belegt mit jährlich rund 480 Millionen Tieren Platz fünf.
Nach der neuen Richtlinie werden sich in Zukunft bis zu 26 Masthühner auf einem Quadratmeter Stallfläche drängen. Dies entspricht dem beschlossenen Maximum von 42 Kilogramm pro Quadratmeter. "Masthühnern wird damit drastisch weniger Platz zugestanden als Legehennen in Käfigbatterien, die ab 2012 EU-weit verboten sind", so Pfeuffer. VIER PFOTEN und andere Tierschutzorganisationen forderten bei den Beratungen eine Besatzdichte von höchstens 15 Tieren pro Quadratmeter. Dieses Maximum hatten auch die Veterinärexperten der EU empfohlen, um größere Tierschutzprobleme zu vermeiden. Der in der Richtlinie festgeschriebene Grundwert von 33 Kilogramm pro Quadratmeter wird in der Praxis für die wenigsten Mastbetriebe eine Rolle spielen, da sie die Zusatzanforderungen für eine Aufstockung einhalten werden.
Schritte zur Vermeidung schwerer Tierschutzprobleme aufgrund der einseitigen Turbo-Zucht auf raschen Fleischzuwachs klammert die Richtlinie gänzlich aus. Zunächst soll hierzu lediglich ein Bericht erstellt werden. Dabei sind die schädlichen Auswirkungen dieser Zucht wissenschaftlich seit langem unstrittig. Die heutigen High-Tech-Hähnchen werden bereits nach 35 Tagen geschlachtet. Die Todesraten sind bei diesen Turbo-Masthühnern siebenmal höher als bei gleichaltrigen Legehennen und viermal höher als bei langsamer wachsenden Rassen. "Nicht selten sind mehr als 30 Prozent der Masthühner krank oder verletzt, wenn sie am Schlachthof ankommen", erklärt Pfeuffer. Infolge der miserablen Haltungsbedingungen und der Überzüchtung leiden viele Tiere an Stoffwechselerkrankungen, Lahmheit und Hautkrankheiten, die Eingangspforten für Infektionen bilden. In den strukturlosen, dunklen Ställen können die Hühner ihr natürliches Verhalten nicht ausleben.
Viele Umfragen belegen, dass der Tierschutz für europäische Bürgerinnen und Bürger immer stärker an Bedeutung gewinnt. Mit dem so genannten "Aktionsplan für Tierschutz" möchte die EU der rasch steigenden Bedeutung des Tierschutzes Rechnung tragen. "Die neuen Standards für Masthühner verkehren dieses Ziel ins Gegenteil", kritisiert Pfeuffer. "Aus unserer Sicht ist die neue Richtlinie ein Armutszeugnis für die europäische Tierschutzpolitik, denn schwere Tierschutzprobleme werden nicht verhindert, sondern gesetzlich legitimiert."
Im Koalitionsvertrag hat die deutsche Bundesregierung ausdrücklich eine Erhöhung der Tierschutzstandards in der EU als Ziel und politische Verpflichtung festgeschrieben. "Mit der gestern verabschiedeten Richtlinie hat die deutsche Ratspräsidentschaft diesem Ziel einen Bärendienst erwiesen", erklärt Pfeuffer abschließend. In Ländern mit höheren Tierschutzstandards für Masthühner, darunter Deutschland, Österreich, Großbritannien und Schweden, wird nun auf nationaler Ebene der Kampf um die Absenkung auf das EU-Niveau beginnen. Die deutsche Vereinbarung für die Haltung von Masthühnern legte bisher eine maximale Besatzdichte von 35 Kilogramm pro Quadratmeter fest.
Originaltext: Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=17477 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_17477.rss2
Presserückfragen an VIER PFOTEN:
Beate Schüler, Pressesprecherin Tel.: 040-399 249 66 e-Mail: beate.schueler@vier-pfoten.org
Thomas Pietsch, Dipl.-Biologe und Kampagnenleiter Tel. 040-399 249 35 oder 0171 4910784 E-Mail: thomas.pietsch@vier-pfoten.org
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
69218
weitere Artikel:
- Echte Wahlfreiheit für Familien / Kolpingwerk gegen Finanzierung von Krippenplätzen durch Kürzung anderer familienbezogener Leistungen Köln (ots) - "Das Kolpingwerk Deutschland ist gegen eine Finanzierung zusätzlicher Krippenplätze durch den Abbau anderer familienbezogener Leistungen", betont der Kolping-Bundesvorsitzende Thomas Dörflinger am Tag vor dem Spitzengespräch zwischen Familienministerin von der Leyen und Finanzminister Steinbrück. Geeignete Rahmenbedingungen für Familien zu schaffen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch entsprechend zu finanzieren ist. "Familien, die sich für eine Betreuung der Kinder in der Familie entscheiden dürfen nicht gegenüber mehr...
- Neue Studie: Preise verschleiern wahre Kosten des Verkehrs Gesellschaft fördert Straßenverkehr ohne es zu wissen Berlin (ots) - Berlin. Jeder einzelne kann durch die Wahl des richtigen Verkehrsmittels etwas für die Umwelt tun. Die Entscheidung dafür wird jedoch durch fehlende Kostenwahrheit erschwert. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie zu den Folgekosten des Verkehrs in Deutschland, die die Allianz pro Schiene heute vorgestellt hat. Rund 80,4 Milliarden Euro so genannter externer Kosten entstehen jährlich durch den Verkehr in Deutschland. Der Löwenanteil dieser Kosten entsteht durch Unfälle, Lärm, Luftverschmutzung und den Klimawandel. Diese mehr...
- Fromme: Grundsatzprogramm der CDU bietet verlässliche Grundlage für Vertriebene und Spätaussiedler Berlin (ots) - Zum Entwurf des neuen Grundsatzprogramms der Christlich Demokratischen Union Deutschlands erklärt als Mitglied der Grundsatzprogrammkommission der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme MdB: Der Entwurf für ein neues Grundsatzprogramm der Christlich Demokratischen Union Deutschlands enthält in verschiedenen Kapiteln gute und perspektivreiche Aussagen zu den wichtigen gesellschaftlichen Gruppen der Heimatvertriebenen, deutschen Spätaussiedler mehr...
- Pflanzenschutz-Novelle gefährdet die Forschung Frankfurt/Main (ots) - Von der Novelle der europäischen Pflanzenschutzrichtlinie befürchten die forschenden Unternehmen erhebliche Nachteile. Sie soll den Schutz für Umwelt und Verbraucher verbessern, droht aber den Fortschritt abzuwürgen. "Verbesserungen im Pflanzenschutz werden nicht von Parlamenten und Behörden generiert, sondern von der Wirtschaft", erklärte dazu Volker Koch-Achelpöhler, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA). "Wenn sich aber Investitionen in Forschung und Entwicklung für die Unternehmen nicht mehr...
- Karlheinz Böhm trifft Bundeskanzlerin Merkel / Seine Forderung an die G8-Staaten: Sofortiger Schuldenerlass für Afrika München (ots) - - Querverweis: Bild wird über obs versandt und ist unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs abrufbar - Einen Monat vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm trafen Almaz und Karlheinz Böhm gestern Abend Bundeskanzlerin Merkel zu einem privaten Gespräch über die Zukunft Afrikas. Böhm, der seit 25 Jahren mit seiner Organisation Menschen für Menschen in Äthiopien arbeitet, begrüßt es sehr, dass die Bundeskanzlerin die deutsche Ratspräsidentschaft nutzt, um Afrika als eines der zentralen Themen auf die Agenda mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|