Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Steuern
Geschrieben am 08-05-2007 |
Mainz (ots) - Eine gigantische Geldwelle rollt zumindest auf dem Papier durchs Land, jeden Tag wird eine neue erfreuliche Zahl genannt. Verlässlichkeit sollen jetzt die Steuerschätzer herstellen: 150, 180 oder sogar 200 Milliarden Euro mehr bis 2011? Das, was Ende der Woche verkündet wird, könnte jedoch alsbald schon wieder Makulatur sein. Denn in solch stürmischen Zeiten zuverlässige Prognosen abgeben zu wollen, ist barer Unsinn. Ein Blick in die Geschichte der Steuerschätzung zeigt, dass die Experten so oft im Positiven wie Negativen daneben gelegen haben, dass ihre Arbeit als Basis für politische Entscheidungen kaum taugt, vor allem nicht über einen längeren Zeitraum. Dessen ungeachtet schießen die Spekulationen ins Kraut, was man alles mit dem vielen Geld anfangen könnte oder sollte. Dem muss ganz schnell ein Riegel vorgeschoben werden. Denn Deutschland ist keineswegs auf dem Weg, zum Schlaraffenland öffentlich finanzierter Wohltaten zu werden, sondern eine Nation, die so tief in den roten Zahlen steckt, dass Jahrzehnte mit gigantisch sprudelnden Steuereinnahmen nötig wären, um aus dem Schuldenturm zu kommen. Bund, Länder und Gemeinden stehen mit insgesamt 1,5 Billionen Euro in der Kreide. Das ist weit mehr als das Siebenfache dessen, was jetzt an Mehreinnahmen vorhergesagt wird. Dieser Schuldenberg gehört so schnell wie möglich abgebaut, denn solche Lasten sind es, die uns mehr als alles andere die Zukunft verbauen. Dem Bundesfinanzminister muss also vom Rest der Großen Koalition ohne Wenn und Aber der Rücken gestärkt werden bei seinem Feldzug gegen die kurzsichtige Gier, der offenbar immer mehr in diesem Land zu verfallen drohen.
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