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WAZ: Daimler kehrt zurück zum Selbst Schwäbische Tugenden - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 14-05-2007

Essen (ots) - Endlich ist Daimler Chrysler los und womöglich
machen die Stuttgarter jetzt das, was sie mal am besten konnten:
sehr, sehr gute Autos bauen, vielleicht die besten der Welt.
Angesichts der Erfolge von Audi und BMW und Toyota, ist es für die
Schwaben allerhöchste Zeit.

Einstweilen ist der Nachweis gelungen, dass man aus dem
Sindelfinger "Bullshit castle", wie Ex-Vorstandschef Schrempp über
die Trutzburg-Zentrale lästerte, eine Welt AG nicht steuern kann.
Wobei gar nicht einmal klar ist, ob diese nunmehr gescheiterte Vision
aus Größenwahn erfunden wurde oder aus Angst. Angst, gefressen zu
werden. Wahn, dann eben selber zu fressen, und zwar so ungefähr den
Rest der Welt.

Festzuhalten bleibt weiter, dass Daimler mit seinen Managern in
den letzten 20 Jahren unterm Strich kein Glück hatte. Reuter hatte
den großen Namen, Schrempp ein Charisma aus Weltläufigkeit, großen
Zigarren und schwerem Rotwein. Die Firma nach vorne gebracht haben
beide Männer nicht. Im Gegenteil: Die Zukäufe brachten erst kein
Glück und dann auch noch Pech. Reuters "integrierter
Technologie-Konzern" ging genauso über den Neckar wie Schrempps "Welt
AG". Eine glückliche Hand wird man auch den Aufsehern der Firma nicht
bescheinigen können. Die Aufsichtsräte, reichlich viele Bankleute aus
der silbergrauen Luxusklasse, haben an der Strategie der
Vorstandschefs mehr oder weniger kritiklos mitgewerkelt. Eine
traurige Gesamtbilanz jedenfalls für die Lenker eines deutschen
Vorzeige-Unternehmens.

Und auch das wäre eine schöne Überschrift: Markt schlägt Manager.
Wie oft und wie lange haben die Stuttgarter Firmenlenker geglaubt,
sie wären schlauer als ein Autokäufer in Massachusetts oder Denver?
Wie oft hat Schrempp über diese seltsamen Kunden gespottet, denen ein
Tassenhalter aus amerikanischem Plastik wichtiger war als eine
Nockenwelle aus deutschem Stahl?

An sich sind Visionen nichts Schlechtes. Sie bergen allerdings
die Gefahr, dass man die Rationalität aus dem Auge verliert, die
Spielregeln von Versuch und Irrtum außer Kraft setzt. Dass man die
Vision so groß werden lässt, dass sie den Verstand zum Kleingeist
macht. Wer sich von Visionen mitreißen lässt, verliert auf der
Strecke seine Kritikfähigkeit. Und wer die Großartigkeit einer Vision
gar noch zum Nachweis der eigenen, höchst persönlichen Großartigkeit
nutzen will, mag den Himmel erobern, wird aber die Erde verlieren.
Wie wäre es also mit der Rückkehr zur Schwaben-Tugend: Schaffe,
schaffe, Autos baue.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


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