Westfälische Rundschau: Kommentar Afghanistan
Geschrieben am 20-05-2007 |
Dortmund (ots) - Es ist bezeichnend, wie die Politik auf die Nachricht vom tödlichen Anschlag auf deutsche Soldaten in Afghanistan reagiert hat. Natürlich prägen Trauer und Bestürzung die ersten Stellungnahmen - doch zugleich betonen Vertreter fast aller Parteien, warum der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr fortgesetzt werden müsse. Das sagt weniger über die Absichten der Regierung aus, als vielmehr über die Befindlichkeit der Regierten: Der Rückhalt für die deutsche Mission am Hindukusch bröckelt beträchtlich.
Bislang artikulieren nur wenige in Berlin, was vielerorts in der Republik gedacht wird: Was haben wir in dieser gottverlassenen Ecke der Welt verloren? Oder, auch sehr verbreitet: Warum sollten wir die Kriege des allseits unbeliebten US-Präsidenten führen? Gern hübschen sich deutsche Ohnemichel oder platte Anti-Amerikaner dabei mit einem schicken Pazifismus auf. Gregor Gysi etwa war sich nicht zu schade, angesichts der Toten von Kundus daran zu erinnern, dass "Kriege immer zu Toten auf beiden Seiten führen".
Nun neigte ein Teil der deutschen Linken schon immer dazu, eher zu erklären, warum Probleme entstanden sind, anstatt zu sagen, wie sie zu lösen wären. Doch möchte man die ebenso sensiblen wie analysestarken Geister gerne fragen, was sie lieber hätten: Einen islamischen Gottesstaat mit mittelalterlichem Rechts- und Bildungsystem unter der Fuchtel größenwahnsinniger Mullahs? Ein gigantisches Terror-Ausbildungscamp in nächster Nähe zur labilen Atommacht Pakistan und dem nach Atomwaffen strebenden Iran?
Genau dies ist nämlich die Alternative zur langwierigen, aufwändigen und verlustreichen Präsenz des Westens in Afghanistan. Und das muss jeder laut sagen, der sich jetzt - oder demnächst - unter dem Druck der schwankenden öffentlichen Meinung aus dem Staub machen will. Denn auch wer die Moral auf seiner Seite glaubt, kann im Ergebnis verantwortungslos handeln.
Originaltext: Westfälische Rundschau Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58905 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_58905.rss2
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