LVZ: Entwicklungspolitiker der Fraktionen appellieren an Merkel, in Heiligendamm den G8-Gipfel dauerhaft für Schwellen- und Entwicklungsländer zu öffnen
Geschrieben am 02-06-2007 |
Leipzig (ots) - Führende Entwicklungspolitiker der Fraktionen des Bundestages haben unmittelbar vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, bei dem Treffen die Weichen dafür zu stellen, dass zukünftig dauerhaft Schwellen- und Entwicklungsländer in den Gipfel-Dialog und seine Entscheidungen einbezogen werden.
"Die Staaten der jetzigen G8-Runde repräsentieren gerade einmal 13 Prozent der Bevölkerung", kritisierte der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thilo Hoppe (Grüne), in einem Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe). "Es wäre eine lohnenswerte Aufgabe für Frau Merkel, wenn sie in Heiligendamm die Grundlagen dafür legen könnte, dass der Kreis der G8-Staaten um wichtige Schwellen- und Entwicklungsländer erweitert würde und wenn zukünftig derartige Tagungen unter dem Dach der Vereinten Nationen stattfänden."
Entsprechend äußerte sich das SPD-Ausschussmitglied Wolfgang Wodarg. "Die G8-Konstruktion ist ein schlechter Ersatz für das, was eigentlich im Rahmen der UN organisiert werden müsste." Er forderte von der Kanzlerin den Mut zur entsprechenden Initiative, "um Täter und Opfer des Globalisierungsprozesses im UN-Forum an einen Entscheidungs-Tisch" zu bringen. Ein "transparentes Forum" für diejenigen sei notwendig, "die für die Umweltschäden und für die sich verschlechternde Lebenssituation für Milliarden von Menschen verantwortlich sind", mahnte der Sozialdemokrat.
Sein Ausschuss- und Fraktionskollege Andreas Weigel meinte ergänzend: "So ein elitärer Club, wie ihn die G8 symbolisiert, ist nicht mehr zu vertreten. Es ist höchste Zeit, den Rahmen zu öffnen."
Der entwicklungspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Christian Ruck (CSU), sagte dem Blatt: "Frau Merkel hat es richtig vorgemacht, indem sie die Schwellen- und ärmeren Entwicklungsländer mit in den Gipfeldialog einbezogen hat." Diese gemeinsamen Treffen "werden immer wichtiger, vor allem, wenn man sich nicht nur auf die G8-Staaten beschränkt". Immerhin seien in Heiligendamm "70 Prozent der CO2-Emssionen versammelt". Das allein sei schon ein guter Grund, um zu gemeinsamen Entscheidungen zu kommen. Er bedauerte in diesem Zusammenhang, dass die Vereinten Nationen als Forum "auf Grund einer äußerst lahmenden Reformbereitschaft" ausfiele.
Die Entwicklungshilfe-Expertin der Linkspartei, Heike Hänsel, meinte gegenüber der Zeitung, "es wäre ein großer Fortschritt, wenn die Bundeskanzlerin in Heiligendamm zu der Erkenntnis käme, dass bei solchen Gipfeln Aufwand und Ertrag in keinerlei vernünftigem Verhältnis zueinander stehen".
Der entwicklungspolitische Obmann der FDP-Fraktion, Hellmut Königshaus, forderte: "Der Gipfel sollte weniger signalisieren, sondern mehr entscheiden." Das Ganze wirke "ritualhaft, weil erfahrungsgemäß das Personenaufgebot in keinem wirklich vertretbarem Verhältnis zu den Ergebnissen steht". Er bezweifle, "ob wirklich jeder, der schon jetzt zu dieser Art von Gipfel anreist, wirklich gebraucht wird". Es gebe "ein zu großes Bedürfnis nach dem Zeremoniellem" bei dieser Art von Spitzenpolitik.
Zugleich zeigte sich der Liberale zutiefst "verwundert darüber, wie verständnisvoll, ja fast von Sympathie geprägt, sich die Bundesregierung an die Protestbewegung gegen den G8-Gipfel gewandt hat". Schließlich müsse man "aufpassen, dass inhaltliche Botschaften und nicht der Krawall im Vordergrund der Nachrichten stehen".
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Büro Berlin Telefon: 030/72626-2000
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