Commerzbank: Börsenbericht vom 4.6. bis 8.6.2007
Geschrieben am 04-06-2007 |
Frankfurt (ots) - Die internationalen Aktienbörsen profitieren unverändert von den guten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA. Am Freitag sorgten ein starker US-Arbeitsmarktbericht sowie ein positiver ISM-Einkaufsmanagerindex für erneute Kauflaune an den Börsen. Der deutsche Leitindex Dax gewann in der vergangenen Woche 3,2%, wobei zum Wochenschluss sogar die psychologisch wichtige Marke von 8.000 Punkten durchstoßen wurde, die allerdings auf Schlusskursbasis nicht gehalten werden konnte. Die europäischen Standardwerte des EuroStoxx50 legten um gut 2% zu und damit etwas stärker als die 30 Titel des Dow Jones Indexes, der immerhin 1,2% hinzugewinnen konnte. Erfreulich war das Bild auch in Japan - der Nikkei 225 schloss am Freitag 2,7% höher als in der Vorwoche.
Entgegen einer alten Börsenweisheit ("sell in may") legte der Dax in diesem gefürchteten Monat um fast 500 Punkte zu - was einem Anstieg von rund 7% entspricht. Die Stimmung und auch die wirtschaftliche Lage sind insb. in Europa nach wie vor gut, so dass auch nicht von einer Überbewertung der (heimischen) Aktienmärkte gesprochen werden kann. Unter fundamentalen Gesichtspunkten ist die Investition in Aktien nach wie vor interessant, denn das Gewinnwachstum im 1. Quartal konnte mehrheitlich überzeugen und die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen tendieren weiter freundlich. Kopfzerbrechen bereitet allerdings der rasante Anstieg ohne größere Korrekturphasen. Selbst schwächere Konjunkturdaten oder ein anziehender Ölpreis lösen aktuell keine Verkäufe größeren Umfangs aus. Potenzielle Risikofaktoren werden schlichtweg ignoriert und von erfreulichen Mikro- und Makrodaten überkompensiert. Trotz aller Euphorie sollten diese latenten Risiken wie die geopolitsche Lage, die Entwicklung der Rohstoffpreise sowie die Wachstumsraten in den USA nicht außer Acht gelassen werden.
Der Abwärtstrend bei Staatsanleihen an den internationalen Rentenmärkten hielt auch in der vergangenen Woche an. Verantwortlich dafür sind vor allem die haussierenden Aktienmärkte weltweit, aber auch die Makrodaten der vergangenen Woche belasteten die Festverzinslichen deutlich. Sie bestätigten erneut das robuste Konjunkturbild im Euroraum und das stabile Wirtschaftswachstum in den USA. Insgesamt spricht die Arbeitsmarktlage unverändert nicht für eine baldige Zinssenkung und damit wird der Zeitplan für eine erste Lockerung durch die Federal Reserve Bank (Fed) im dritten Quartal eng. Ebenfalls belastend wirkte sich der Anstieg des ISM-Index am Freitagnachmittag aus. Entscheidend aber war, dass sich dieser recht zuverlässige Frühindikator für die US-Wirtschaft nach dem Sprung im April, auch im Mai auf einem recht hohen Niveau halten konnte. Der richtungsweisende Bund Future schloss vor diesem Hintergrund im Wochenvergleich schwächer bei 111,71 Punkten, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erreicht mit 4,46% neue Höchststände. Auf einem ähnlich hohen Stand waren die langjährigen Kapitalmarktzinsen zuletzt im Juni 2004.
Die Ballung der wichtigen Daten zur US-Konjunktur in der abgelaufenen Woche führt diesmal zu einer ruhigen ersten Juniwoche. Derzeit wird nicht mit baldigen Zinssenkungen der Fed gerechnet. Die Markterwartungen bildeten sich in den vergangenen Tagen per Saldo erneut zurück. Damit die Fed bereits im Herbst aktiv wird, wie von unseren Volkswirten erwartet, muss die Konjunktur enttäuschen und der Arbeitsmarkt sich nachhaltig abschwächen.
Im Euroraum zeigen sich noch immer keine Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung. Die Konjunkturdaten in dieser Woche dürften in der Summe positiv ausfallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Mehrheit der Analysten werden also auch weiterhin keinen Anlass haben, ihre optimistische Konjunktureinschätzung zu korrigieren. Hierzu wird es nach Prognose der Commerzbank-Volkswirte wohl erst im Herbst kommen. Dann sollte sich zeigen, dass die Zinserhöhungen der EZB und die Aufwertung des Euro nicht spurlos an der Konjunktur im Euroraum vorübergehen. Für Mittwoch erwarten die Marktteilnehmer nahezu geschlossen eine Anhebung des Mindestbietungssatzes auf 4,0%. Daher sucht der Markt bereits nach Hinweisen auf die weitere Vorgehensweise in der Zinspolitik. Bundesbank-Präsident Axel Weber untermauerte seine Neigung zu einer weiteren Straffung: Die Geldpolitik könne restriktiv werden, wenn dies erforderlich sei, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Er sowie sein Kollege Nicholas Garganas betonten, dass der Zinserhöhungszyklus sein Ende noch nicht erreicht habe. Garganas fügte hinzu, alle Optionen für die Geschwindigkeit und Größe einer weiteren Straffung seien offen. Marktteilnehmer sehen mittlerweile eine Wahrscheinlichkeit von 40% für eine Zinsanhebung auf 4,50% im kommenden Jahr. Die Volkswirte der Commerzbank erwarten derzeit eine weitere Erhöhung nach dem Zinsschritt im Juni und sehen das Leitzinsniveau bis Ende des Jahres bei 4,25% (aktuell 3,75%).
In der kommenden Woche richtet sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer an den Rentenmärkten vor allem auf die Zinsentscheidungen der EZB und der Bank of England (BoE).
Obwohl die Party an den Aktienbörsen auch kurzfristig noch weitergehen könnte - und die lang ersehnte Korrektur noch nicht eintritt - sollten Anleger partiell Gewinne mitnehmen. Privatanlegern wird die Aktie von LVMH zum Kaufampfohlen.
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