Südwest Presse: Kommentar zu G-8-Gipfel, Ausgabe vom 06.06.2007
Geschrieben am 05-06-2007 |
Ulm (ots) - Die blutigen Krawalle von Rostock sorgen verständlicherweise nach wie vor für Diskussionsstoff. Dennoch sollte bei der Debatte um das weitere Vorgehen der Polizei Augenmaß bewahrt werden. Wer jetzt nach dem Einsatz der Elite-Einheit GSG 9 oder gar nach der Verwendung von Gummigeschossen ruft, tut das Gegenteil. Die Vorschläge sind schon allein sachlich nicht haltbar: Die GSG 9 ist eine Antiterror-Einheit, die vor allem für Einzelaktionen wie das Befreien von Geiseln ausgebildet wurde, nicht aber für das Vorgehen gegen einen gewalttätigen Mob. Gummigeschosse sind für den Einsatz gegen Menschenmassen ebenfalls ungeeignet. Sie dienen wie Wasserwerfer nicht nur der Abschreckung, sondern sie können schwere Verletzungen hervorrufen, schlimmstenfalls sogar zum Tod führen. Sie taugen jedenfalls nicht dazu, um Randalierer von friedlichen Demonstranten zu trennen. Das Gros der Gipfel-Gegner hat gewaltfreie Proteste im Sinn, will sich für ihre politische Anliegen Gehör verschaffen. Daran muss sich die Strategie der Polizei ausrichten, und glücklicherweise sehen das auch die Verantwortlichen so. Daher sollten es die Politiker unterlassen, der Polizei mit immer neuen, aber überflüssigen Anregungen ins Handwerk zu pfuschen. Es stimmt zwar, dass sich der Rechtsstaat nicht von Chaoten vorführen lassen soll. Doch was ist ein Rechtsstaat wert, der alle zu Chaoten erklärt?
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