Lausitzer Rundschau: Klima-Einigung beim G8-Gipfel: Der Merkel-Kompromiss
Geschrieben am 07-06-2007 |
Cottbus (ots) - Das, was jetzt vom Strand der Ostsee verlautet in Sachen Klimapolitik, trägt so eindeutig die Handschrift der Bundeskanzlerin, dass man despektierlich geneigt sein könnte, das ganze einen typischen Merkel zu nennen. Die Frau hat es erneut geschafft, sich zwar in das Unabänderliche einzufügen, aber sich dennoch alle Möglichkeiten offen zu halten. Zu Hause schließt sie notgedrungen eine Koalition mit einer Partei, deren Frontmann sich in der Wahlnacht ihr gegenüber als größtmöglicher Rüpel präsentiert. Auf der Weltbühne muss sie mit einem US-Präsidenten über Umweltpolitik im Rahmen der ungeliebten UN verhandeln, der davon weder etwas versteht noch hält. Den hat sie immerhin an zwei Punkten ganz schön weit über seine bisherige rote Linie geschleppt. Da ist zum einen der Rahmen der Vereinten Nationen, den Bush noch vor einer Woche nur als Begleitmusik für sein Programm eines exklusiven Klubs der größten Dreckschleudern verstanden haben wollte. Und da ist eine Jahreszahl und ein Ziel, eine Kombination, die bislang im Weißen Haus als Teufelswerk galt, das es unter allen Umständen zu vermeiden gelte. Dass mehr nicht möglich war, wird ihr keiner absprechen können. Legitim ist es dennoch, nicht nur dieses Ergebnis, sondern auch Merkels Bereitschaft zu solch einem Kompromiss zu kritisieren. Legitim wäre es auch gewesen, wenn die Kanzlerin klar und deutlich gesagt hätte, dass mit diesem George W. Bush eine zielgerichtete Politik gegen den Klimawandel nicht möglich ist. Aber das hätte zunächst auch nichts Besseres für das Weltklima bedeutet. Wenn die Bundeskanzlerin jetzt behauptet, sie habe die Sache auf den rechten Weg gebracht, so geht sie damit auch einige Risiken ein. Sie wird daran ja erinnert werden können. 2009, dem Jahr der nächsten Bundestagswahl, kommt nämlich auch beim Klimaschutz die wirkliche Stunde der Wahrheit.
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