WAZ: Kölner Kirchentag ist beendet: Protestantismus in Rhein-Kultur - Leitartikel von Angelika Wölk
Geschrieben am 10-06-2007 |
Essen (ots) - Lebendig und kräftig und schärfer - so lautete das Motto des Kirchentags in Köln. Und selten traf ein Motto die Stimmung, den gesamten Takt eines Kirchentages wie gerade dieses.
Lebendig war alles an dem Treffen der Protestanten im katholischen Köln - die Diskussionen, aber auch die Stimmung in den Messehallen und der Innenstadt. Den Stempel hat all dem allerdings die rheinische Landeskirche aufgedrückt. Ihre Akzente waren unübersehbar. Ihr ist es trefflich gelungen, den Gästen etwas von der rheinischen Lebensfreude zu vermitteln. Das war Protestantismus in Rhein-Kultur.
Kräftiger und schärfer zeigte sich das Profil des Protestantismus. Das ist nicht zuletzt dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, zu verdanken. Mit dem Profil tun sich die Protestanten ansonsten schwer. Heftig zugesetzt hat ihnen auch noch die Begeisterung für den deutschen Papst. Wir sind evangelisch - aus gutem Grund, heißt ihre Antwort darauf. Aber "aus gutem Grund" bedeutete dann allzu oft nur, nicht katholisch zu sein; in Abgrenzung zur "anderen Seite" - die die Einhaltung harter Regeln fordert - es allen recht machen zu wollen, selbst um den Preis, den Zeitgeist auch mal besser zu kennen als den Heiligen Geist.
Der Protestantismus jedoch, den Huber verkörpert, ist Streit-fähig im besten Sinne. In der Auseinandersetzung mit den Muslimen beharrt er darauf, strittige Fragen zu klären, Position zu beziehen. Dialog um des Dialoges willen führt er nicht. Das sind neue Töne. Und man wird gespannt sein, wie die Synode mit der klaren Meinungsführerschaft des Ratsvorsitzenden umgeht.
Die Kirchentags-Besucher übrigens haben Huber regelrecht gefeiert. Auch das ist neu in einer Kirche, die den "Personenkult" ansonsten eher kühl bewertet.
Die Ökumene hat der Kirchentag nicht vorangebracht. Aber das liegt nicht am Kirchentag, der Ball liegt in Rom. In Köln wurde allerdings wieder klar, wie sehr die Menschen sich nach Annäherung sehnen. Mehr als 5000 Protestanten sind der - bemerkenswerten - Einladung von Kardinal Meisner zum ökumenischen Gottesdienst mit Präses Schneider im Dom gefolgt. Das sind deutliche Signale, Rom sollte sie nicht einfach "aussitzen". Und wenn es in nicht ganz so naher Zukunft keine grundsätzlichen Lösungen beim gemeinsamen Abendmahl geben sollte, dann sollte Rom zumindest nach praktikablen Ausnahmen suchen. Sonst sind irgendwann alle Chancen verpasst.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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