LVZ: Staatsrechtler von Arnim rät zu unabhängiger Ermittlung im Sachsen-Sumpf
Geschrieben am 11-06-2007 |
Leipzig (ots) - Der bekannte Staatsrechtler Hans Herbert von Arnim warnt davor, die Aufklärung des sächsischen Korruptionsskandals der Justiz des Freistaats allein zu überlassen. "Manches spricht dafür, dass Richter und Staatsanwälte in den Filz verstrickt sind. Dann macht man den Bock zum Gärtner, wenn man die sächsische Justiz allein mit der Aufklärung betraut. Man sollte eine auswärtige oder sonst unabhängige Instanz die Aufklärung zumindest überwachen lassen", erklärte der Staatsrechtler der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer gegenüber der Leipziger Volkszeitung (Dienstag-Ausgabe). Von der Beauftragung des baden-würtembergischen Landgerichtspräsidenten Wolfgang Eißer als Berater hält Hans Herbert von Arnim wenig. "Wenn man sich nur einen Berater holt und dann dessen Ratschläge aufgreifen kann, aber nicht muss, ohne dass die Öffentlichkeit erfährt, ob er Zugang zu allen Informationen erhält und was er denn rät, bleibt die Gefahr, dass der Minister nur das verwendet, was er politisch für opportun hält", erklärte der Korruptionsexperte. Er bezweifelt den Aufklärungswillen der Justiz: "Die Politiker haben zwar von Anfang an davon gesprochen, sie würden die brutalstmögliche Aufklärung betreiben. Aber wenn die Politik solche deftigen Vokabeln gebraucht, dann spricht das nach meiner Erfahrung dafür, dass sie nur öffentlich Eindruck machen und das Misstrauen beseitigen will. Sollte sich der Verdacht erhärten, "dass wirklich Vertreter aller drei Gewalten zusammen kungeln und sich bei der Begehung strafbarer Handlungen gegenseitig stützen und ein korruptives und kriminelles Netzwerk unterhalten, dann wäre das ein demokratischer Supergau". Der Staatsrechtler und Buchautor rät, die Rolle des einstigen Innenministers Thomas de Maizière, dem heutigen Kanzleramtsminister, zu hinterfragen: "Es besteht Aufklärungsbedarf, warum die Informationen damals unter Verschluss gehalten und nun weitergegeben wurden. Es kann ja in zwei Jahren nicht soviel dazugekommen sein, dass die Geschäftsgrundlage eine andere ist." Von Arnim kritisiert in dem Zusammenhang die deutsche Gesetzgebung gegen Korruption unter Politikern. "Wenn man einem Abgeordneten einen Sack Geld anbietet, läuft man allenfalls Gefahr, dass der einen rausschmeißt. Wenn er das Geld aber annimmt, handeln beide völlig legal", so von Arnim gegenüber der Leipziger Volkszeitung. Parlamentarier könnten ungestraft Diener zweier Herren sein, einerseits für die Gesamtheit der Bürger arbeiten und andererseits ihren politischen Einfluss zu Höchstpreisen an finanzstarke Unternehmen und Verbände verkaufen.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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