Rheinische Post: Urteil ohne Hysterie
Geschrieben am 15-06-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker
Es ehrt einen Rechtsstaat, dass auch in einem Strafprozess, an dem Politik und Öffentlichkeit heftigen Anteil nehmen, am Ende nur die beweisbaren Fakten zählen und im Zweifel zu Gunsten der Angeklagten geurteilt wird. Das mag die Frustration darüber dämpfen, dass eine Gewalttat wie der lebensgefährliche Angriff auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas Mulugeta in Potsdam ungeklärt bleibt. In dem Verfahren haben sich viele nicht mit Ruhm bekleckert. Bei Polizei und Staatsanwälten gab es etliche Fehler, schon bei der Spurensicherung. Es entstand eine geradezu hysterische Dynamik, bis zum Generalbundesanwalt, der die Verdächtigen von vermummten Polizisten im Hubschrauber abholen ließ - den Fall aber kleinlaut wieder abgeben musste. Der frühere Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye behauptete gar, in einigen Städten Brandenburgs seien Dunkelhäutige in Lebensgefahr. Das war zwei Monate vor der Fußball-WM, deren Verlauf gottlob alle Panikmacher Lügen gestraft hat. Auch nach dem Potsdamer Urteil muss der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit täglich weitergehen. Das Urteil lehrt aber auch: Gefordert sind Zivilcourage und professionelle Polizeiarbeit, aber kein ritueller Empörungs--Furor und schon gar keine Hysterie.
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