WAZ: "Die Linke" - welche Anmaßung: Und die SPD? - Leitartikel von Ulrich Reitz
Geschrieben am 17-06-2007 |
Essen (ots) - Am Wochenende haben sich, dieses Mal völlig freiwillig, einstige Sozialdemokraten wie Gewerkschafter mit dem graumäusigen, nostalgischen, geschichtsklitternden Überrest des DDR-Kommunismus' verbunden. Ist es noch interessant, dass gestern der Tag war, an dem in Deutschland (West) stets des Volksaufstandes gegen die DDR-Diktatur von 1953 gedacht wurde?
Wen wandelt diese Annäherung? "Rot-Rot ist nur noch eine Frage der Zeit", schreibt die Welt am Sonntag. "Die rote Republik", schlagzeilt der Spiegel. Vorschnell? Von wegen. Längst spechten Sozialdemokraten an dieser Mauer herum, den alten Abgrenzungs-Ritualen von Beck und Co. zum Trotz. In Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft, indem sie über eine gesamtlinke Mehrheit nachsinnt, im Saarland Heiko Maas, der kurz vor der Bundestagswahl gegen Lafontaine antreten muss und schon jetzt kapituliert, in Hessen Andrea Ypsilanti. In Berlin läuft die Chose ja schon. Und selbst Sigmar Gabriel legt sich in die Kurve: "Ich hätte nichts dagegen, wenn sich die Ex-PDS-Bundestagsfraktion entlang der Lernkurve der Berliner Fraktion entwickeln würde." Motto: Wenn diese Wildgewordenen vernünftig werden, wird's schon gehen. Im Fall der Grünen haben Sozialdemokraten zehn Jahre gebraucht, um zu verlieren. So lange wollen sie dieses Mal, so scheint es, nicht warten.
Die SPD hat keine Strategie gegen die so genannte "Linke" (welch eine Anmaßung, eine ganze, stolze, 150 Jahre alte Bewegung für eine einzelne, zudem fortschrittsfeindliche, nationale, anti-multikulturelle Partei aus gefühlten Wiedervereinigungs- und Globalisierungs-Verlierern vereinnahmen zu wollen). Kein Zweifel, dass die sozialdemokratische Basis nach links will. Sie wollte Schröders Agenda nicht, nicht die schmerzvolle Renovierung der Sozialsysteme, nicht einmal die zaghafte bei der Rente, nicht die Steuersenkungen, schon gar nicht für Unternehmen. Dieser sozialdemokratische Mainstream, er verzweifelt an der Großen Koalition, an Merkel, und fremdelt mit Beck. Die starken Traditions-Kompanien finden Unterstützung bei Gewerkschaften, von denen, über IG Metall, Verdi bis hin zum DGB-Chef, immer mehr offen mit der Links-Partei liebäugeln.
Die SPD wird sich entscheiden müssen. Regierungsfähig bleiben, Fortschritt gestalten, Aufstieg und Teilhabe ermöglichen, usw., oder: zurück in die Wohlfühl-Rebellion der siebziger Jahre. Wer die Links-Partei links einfangen will, der sollte doch gleich versuchen, eine Grippe mit Schnupfen-Viren zu bekämpfen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: (0201) 804-0 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
76636
weitere Artikel:
- Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Mindestlohn Mainz (ots) - Die SPD gibt sich zwar noch hart, doch beim Thema Mindestlohn deutet vieles darauf hin, dass sich die Spitzen der Großen Koalition auf einen Kompromiss verständigen. Die Union scheut zwar mit Blick auf die Arbeitgeber den Ausdruck gesetzlicher Mindestlohn wie der Teufel das Weihwasser, doch der Koalitionspartner weiß, dass er sich bewegen muss. Umfragen zufolge spricht sich die klare Mehrheit der Bevölkerung für Mindestlöhne aus; das können CDU und CSU nicht ignorieren. Aber auch die Genossen können nicht auf ihrer Maximalforderung mehr...
- Wiesbadener Kurier: Kommentar zu Grüne/Hessen Wiesbaden (ots) - Dass man ein Team, das gerade am Gewinnen ist, nicht auswechseln sollte, ist eine alte Weisheit. Hessens Grüne haben diesen Rat beherzigt, sie wollen ihre derzeitige Landtagsfraktion nahezu komplett auch im nächsten Parlament sehen. Die Angst vor personellen Veränderungen ist einerseits erstaunlich, waren es doch gerade die Grünen, die immer mal wieder verkrustete Strukturen kritisiert hatten und eingefahrene Gleise hatten verlassen wollen. Andererseits: Warum sollte man eine Mannschaft austauschen, wenn sie gute Leistung mehr...
- Lausitzer Rundschau: Vereinigungsparteitag der Linken Cottbus (ots) - Die Linke sei die erste Parteigründung nach der Wende, in der nicht der Westen den Osten schluckt, hat der neue Mitvorsitzende, Lothar Bisky, voller Stolz gesagt. Doch das ist ein Irrtum. In Wahrheit ist dem Osten nicht einmal mehr die alte PDS geblieben. Der Westen hat sie übernommen - und zwar in Gestalt von Oskar Lafontaine. Wer den Dämmerzustand des Vereinigungsparteitages während der todlangweiligen Ansprache von Lothar Bisky miterlebte und kurz drauf seine euphorische Wiedererweckung durch Oskar Lafontaine, dem musste mehr...
- Lausitzer Rundschau: Parlamentswahlen in Frankreich Cottbus (ots) - Der Wendepunkt ist historisch: Mit der zweiten Runde der Parlamentswahlen ist gestern der Startschuss für eine umfassende Neugestaltung der Parteienlandschaft in Frankreich gefallen. Allein die UMP - Partei des neuen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, die auf der blauen Welle in die Nationalversammlung getragen wurde - ist nicht in der Not, sich neu erfinden zu müssen. In der absehbaren Zukunft wird sie auf der Rechten unzweifelhaft den Ton angeben. Auf der Linken stehen die Sozialisten vor einem mehr als schwierigen Neubeginn, mehr...
- Rheinische Post: Die Linke und die "Systemfrage" Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz Hätten sich Neonazis am Wochenende zur gesamtdeutschen Partei vereinigt und öffentlich zur Überwindung des Systems aufgerufen wir sprächen heute über ein Verbot dieser Partei. Tatsächlich haben sich die Neosozialisten am Wochenende zur gesamtdeutschen Partei vereinigt und öffentlich die "Systemfrage" gestellt - und die Republik verfolgt gespannt, wie es die neue "Kleine-Leute-Partei" den "Etablierten" wohl demnächst so richtig zeigen wird. Es gibt Applaus von den so genannten Intellektuellen, die mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|