LVZ: Shimon Stein: Deutschland muss zu einer angemessenen Erinnerungskultur finden / Zunehmender Rechtsradikalismus darf in Deutschland nicht als Randproblem gelten
Geschrieben am 19-06-2007 |
Leipzig (ots) - Israels Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, hat die Deutschen ermuntert, endlich zu einer angemessenen Erinnerungskultur zu finden. In einer Bilanz seiner fast siebenjährigen Tätigkeit in Deutschland meinte Stein kurz vor seiner Rückkehr nach Israel in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe): "Die deutsche Gesellschaft braucht einen Diskurs über eine Erinnerungskultur. Der Druck wird zunehmen. Das betrifft nicht nur die Shoa und das Aussterben der Täter- und Opfergeneration. Der Holocaust war ein einmaliger zivilisatorischer Bruch." Neue Generationen müssten lernen, damit umzugehen. "Hoffentlich wird sich die deutsche Gesellschaft zunehmend auch mit diesen Folgen beschäftigen", sagte Stein. Er stelle eine anhaltende Befangenheit der Deutschen gegenüber Israel fest. "Wenn Deutsche über Israel sprechen, schwebt nicht nur Politisches im Raum. Es entlastet manche, wenn die Opfer von früher jetzt zu Tätern gemacht werden können."
Keine Gesellschaft ist "für immer immun", sagte Stein mit Blick auf Antisemitismus und Nazitum. Angesichts rechtsradikaler Vorkommnisse warnte Stein: "Die deutsche Gesellschaft hat viel Anlass nachzudenken. Man kann sich nicht entlasten mit dem Hinweis, hier handelt es sich um Randprobleme. Der Einzug der NPD in drei Landtage, der Vorfall von Halberstadt, das alles ist ein Phänomen, das die Mitte der Gesellschaft betrifft und kein Randproblem." Es sei eine Aufforderung an alle, in der Zivilgesellschaft und für alle Organe des Staates dagegen vorzugehen. "Das ist eine Entwicklung, die bedauerlicher Weise in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen hat. Es gibt Anlass für die deutsche Gesellschaft zum Nachdenken."
Das, was sich auf der Rechten tue, könne für Deutschland nie "normal" sein. "Wer NPD, rechtsradikale Gewalt und ähnliches versucht als "normal" hinzustellen, weil es in Europa überall solche Bewegung gebe, der darf sich nicht wundern, wenn in Deutschland demnächst ein massiver Konflikt vor der Haustür steht", sagte Stein. "Antisemitismus, und dazu gehört auch die Intoleranz, muss im Keim erstickt werden. Deutschland weiß doch, wo so etwas enden kann."
"Traurig" mache ihn die Wahrnehmung Israels in den deutschen Medien "und damit die voreingenommene Vorprägung der Menschen gegenüber dem Staat Israel". Niemand sollte vergessen: Israel sei eine Demokratie. Das gehe manchmal unter. "Eine Demokratie, die unter unheimlich schwierigen Bedingungen seit Entstehung des Staates zu kämpfen hat. Wenn die Deutschen Kritik üben, wissen sie nicht immer zu unterscheiden zwischen Ursache und Wirkung. Israel ist nicht nur Politik und Terror, sondern eine blühende Gesellschaft, die auch sehr viel anzubieten hat."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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