Pfeiffer: Pflege-Kompromiss ein Schritt zur Verbesserung der Situation Demenzkranker / Aber weitere Reformen notwendig
Geschrieben am 21-06-2007 |
Siegburg (ots) - "Der Kompromiss der Koalitionspartner zur Pflegeversicherung ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Situation demenzkranker Menschen in der Pflegeversicherung", sagte Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende der Ersatzkassenverbaende VdAK/AEV auf dem Hauptstadtkongress Gesundheit 2007 in Berlin. Um die Betreuungssituation dieser Menschen zu verbessern und dies auch zu finanzieren, sei die geplante moderate Beitragssatzanhebung von 0,25 Prozentpunkten nachvollziehbar und angemessen. "Wenn die Konjunktur mitspielt, werden die hoeheren Pflegebeitraege bis 2014 bzw. 2015 ausreichen, um die verbesserten Leistungen zu finanzieren", so Pfeiffer. Weitere Reformen muessten jedoch folgen. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und den veraenderten Anforderungen an die Pflege sollten die notwendigen weiteren Veraenderungen nicht auf die lange Bank geschoben werden.
Pfeiffer betonte, mit den erhoehten Pflegebeitraegen koennten die Leistungen für Demenz- und Alzheimer-Kranke aufgestockt werden. So soll der Betreuungsbetrag für Demente von bisher 460 Euro jaehrlich auf bis zu 2.400 Euro jaehrlich angehoben werden. Zudem werde der Kreis der Leistungsberechtigten erweitert, weil nun auch Menschen Pflegeleistungen beziehen koennten, die nach dem bisherigen Pflegebeduerftigkeitsbegriff zwar noch keinen Pflegebedarf, wohl aber Betreuungsbedarf haetten. Dies trifft insbesondere auf psychisch oder geronto-psychiatrisch kranke Menschen zu. Damit reagiere die Koalition auf die Zunahme von Demenzkranken, deren Zahl von heute rund 1,2 Mio. weiter rapide ansteigen und sich bis zur Jahrhundertmitte voraussichtlich verdoppeln werde.
Auch die Absicht der Koalitionspartner, die ambulanten Sachleistungen und das Pflegegeld sowie die Leistungen für schwere Pflegefaelle in Heimen zu erhoehen und in Drei-Jahres-Schritten zu dynamisieren, sei richtig. Seit dem Start der Pflegeversicherung im Jahre 1995 seien die Geld- und Sachleistungen nicht angepasst worden, waehrend dies jedoch bei den Leistungsentgelten der ambulanten und stationaeren Pflegeeinrichtungen über die Jahre hinweg geschah. Dies habe zu einer schleichenden Entwertung der Leistungen und damit auch dazu gefuehrt, dass die pflegebeduerftigen Menschen und ihre Angehoerigen immer mehr Geld zuzahlen mussten, um ihre Pflege zu finanzieren. "Ohne eine Dynamisierung der Leistungen wuerden zunehmend mehr Menschen in die Sozialhilfe abdriften - und das ist genau das, was mit der Pflegeversicherung vermieden werden sollte", erklärte Pfeiffer. Auch die Einfuehrung einer Pflegezeit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist eine notwendige Maßnahme, um das in der Pflege notwendige ehrenamtliche Engagement zu unterstuetzen und zu honorieren.
Pfeiffer begrueßte es, dass die Koalition grundsaetzlich an der durch Umlage von Arbeitgebern und Versicherten finanzierten Pflegeversicherung festgehalten habe. Allerdings seien weitere Reformen notwendig. Wegen der demographischen Entwicklung werde sich die Zahl der pflegebeduerftigen Menschen von heute rd. 2 Mio. bis zum Jahre 2030 auf etwa 3,1 Mio. erhoehen. Zudem gebe es großes Einvernehmen, dass der bislang geltende somatisch gepraegte Pflegebegriff ueberarbeitet werden muesse. Die Vorbereitungen hierzu ebenso wie zur Entwicklung eines neuen Begutachtungsinstrumentes seien bereits im Gange. "Dabei sollen verstaerkt auch Aspekte wie soziale Teilhabe und Kommunikation beruecksichtigt werden." Dies werde auch finanzielle Konsequenzen haben, wobei - so Pfeiffer - klar sein muesse, dass dies nicht nur Aufgabe der Pflegeversicherung sei. Notwendig sei eine Neubestimmung der Rolle der Kommunen, die eine Sicherstellungs- und Koordinierungsfunktion, aber auch finanzielle Verantwortung insbesondere für pflegeergaenzende Leistungen uebernehmen muessten. Dies sei notwendig, um stationaere Pflege nach Moeglichkeit zu vermeiden und entlaste damit letztlich auch die Kommunen von ansonsten erforderlichen Sozialhilfeleistungen.
Nicht hinnehmbar sei, dass sich die privat Versicherten aus der Solidaritaet verabschieden koennten. Weil die PKV weniger pflegebeduerftige Menschen versichert, koenne sie erhebliche Überschuesse erzielen und Finanzreserven aufbauen. Die Kapitalruecklagen summierten sich Ende 2006 auf rd. 16 Mrd. Euro. Im Vergleich dazu liegen die Reserven der sozialen Pflegeversicherung bei 3,5 Mrd. Euro. "Deshalb fordern wir entweder eine gemeinsame Finanzierung der Pflege durch alle gesetzlich und privat Versicherten oder zumindest die Einfuehrung eines Finanzausgleichs zwischen privater und sozialer Pflegeversicherung", so Pfeiffer. In der Pflegeversicherung gebe es eine grundsaetzliche Versicherungspflicht für alle gesetzlich und privat Krankenversicherten mit dem gleichen Leistungsanspruch für alle Versicherten. Zudem sei ein umfassender Finanzausgleich innerhalb der sozialen Pflegeversicherung eingefuehrt worden. "Es gibt keinen triftigen Grund, weshalb die privat Versicherten an diesem Ausgleich nicht beteiligt werden", so Pfeiffer abschließend.
Originaltext: Verband der Angestellten-Krankenkassen e.V. Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=63905 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_63905.rss2
Pressekontakt: Michaela Gottfried Frankfurter Straße 84 53721 Siegburg Tel.: 0 22 41 / 1 08 - 2 93, Fax: - 4 69 E-Mail: presse@vdak-aev.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
77601
weitere Artikel:
- Gehb/Krings: "Kriminalisierung der Schulhöfe" kann nur durch effektiven Auskunftsanspruch verhindert werden Berlin (ots) - Anlässlich der gestrigen Anhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages zum Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung der EU-Durchsetzungsrichtlinie erklären der rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Jürgen Gehb MdB, und der Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für "Geistiges Eigentum" im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages, Dr. Günter Krings MdB: Die geplante Ausgestaltung des zivilrechtlichen Auskunftsanspruchs bringt für den Urheber keine Verbesserung. Dies war mehr...
- Fischer/Vogel: Stadtumbau Ost realistisch planen Berlin (ots) - Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Verkehr, Bau und Stadtentwicklung der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Dirk Fischer (Hamburg) MdB, und der zuständige Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Volkmar Vogel MdB, fordern einen nachhaltigen Mitteleinsatz beim Stadtumbau Ost und eine realistische Planung: Der Stadtumbau Ost wirkt. Drei Viertel aller ostdeutschen Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern sind in das Stadtumbauprogramm einbezogen, ca. 200.000 mehr...
- Der Tagesspiegel: DGB: Rente mit 67 wird Altersarmut noch verstärken Berlin (ots) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert ein Umsteuern in der Rentenpolitik, um Altersarmut zu vermeiden. "Wir wollen vermeiden, dass viele Rentnerinnen und Rentner zukünftig in ein Bedürftigkeitssystem à la Hartz IV abrutschen und brauchen dafür eine bessere Absicherung neuer Unsicherheiten, Mindestlöhne und eine Abkehr von der Rente mit 67", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach dem Tagesspiegel (Freitagausgabe). Die gesetzliche Rentenversicherung müsse auch für die Zukunft armutsfest gemacht werden, "weil mehr...
- Ehemalige Planungsstabschefs appellieren in der ZEIT: Die Bundeswehr in Afghanistan braucht ein robustes Mandat gegen Opiumanbau Hamburg (ots) - Der ehemalige Leiter des Planungsstabes im Verteidigungsministerium, Ulrich Weisser, fordert ein erweitertes Mandat für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. "Das Mandat für die Bundeswehr muss robuster werden, sonst werden mit großer Sicherheit noch mehr deutsche Soldaten sterben", schreibt Weisser zusammen mit dem Ex-Diplomaten Frank Elbe in einem Beitrag für die ZEIT. Elbe war zuletzt Leiter des Planungsstabes im Auswärtigen Amt. Das Haupthindernis für eine Stabilisierung Afghanistans sei das Zusammenwirken mehr...
- Der Tagesspiegel: SPD-Energieexperte Frank Schwabe im Streit über die Zuteilung der Emissionszertifikate: "Kein Unternehmen hat mehr Planungssicherheit" Berlin (ots) - Die Ankündigung der nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU), ein Vermittlungsverfahren zum Zuteilungsplan für den Emissionshandel zu beantragen, ist bei der SPD und den Grünen auf scharfe Kritik gestoßen. Der SPD-Energieexperte Frank Schwabe sagte dem Tagesspiegel: "Wenn die Union auf ihre Kappe nehmen möchte, dass die Zuteilung der Emissionszertifikate zum 1. Januar 2008 nicht mehr möglich ist, und kein Unternehmen mehr Planungssicherheit hat, dann soll sie das tun." Die grüne Vize-Fraktionsvorsitzende mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|