(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Pflegeversicherung

Geschrieben am 22-06-2007

Bielefeld (ots) - Der frühere Sozialminister Norbert Blüm
bezeichnete die Pflegeversicherung immer als den Schlussstein der
Sozialsysteme. Der Journalist Konrad Adam bemerkte einmal dazu
trocken, das könne schon sein, aber »das Material des Schlusssteins
stammt leider aus dem Fundament«. Dieses Fundament ist brüchig
geworden. Das demographische Defizit nagt an ihm, die
Pflegeversicherung wird mittel- oder langfristig daran zugrunde gehen
- oder teurer werden.
Dafür sorgt nun die Große Koalition. Ihre Spitzen haben den
Beitragssatz um 0,25 Prozentpunkte erhöht, ohne sich über die
künftige Finanzierung einig zu werden. Zur Beruhigung hat man
gleichzeitig versprochen, den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung um
0,3 Prozentpunkte zu senken, so dass keiner sagen kann, die Bürger
werden wieder mal geschröpft. Und so wie Blüm stets mit ernster Mine
betonte, die Rente sei sicher, so tönten auch Ulla Schmidt und die
anderen Sozialklempner, die Pflege sei nun besser, weil der
Leistungskatalog erweitert werde.
Es ist das übliche Geschwafel der meist kinderlosen Politiker. Da
geht es immer nur um Geld und Leistungen. Richtig und zu begrüßen
ist, dass man sich endlich um die Demenzkranken kümmert, immerhin
mehr als eine Million Menschen. Vergessen aber wird das Fundament der
Versicherung, die Familie. Schon heute werden zwei Drittel der
Pflegebedürftigen zuhause von Familienangehörigen umsorgt.
Das ist es, was nach Umfragen die meisten Älteren wünschen und
erhoffen. Sie haben Angst vor dem preußischen Pflegemotto: satt,
sauber, beschäftigt. Mehr können die Pfleger aber nur selten leisten,
weil sie zuwenig sind. Sie haben keine Zeit. Dieser Pflegenotstand
wird sich verschlimmern, da helfen auch keine höheren Beiträge.
Sinnvoller als die Erhöhung der Beiträge wäre es, der Familie, die
sich um einen Pflegefall kümmert, die Leistung zu bezahlen, sofern es
sich natürlich nicht um einen Fall handelt, der medizinische
Fachbetreuung erforderlich macht.
Die Politiker, die jetzt unverblümt die bessere Zukunft der Pflege
besingen, erwähnen mit keinem Wort das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts vom April 2001. In diesem Urteil haben die
Richter festgestellt: Die Kindererziehung ist bei der
Beitragsbemessung zu berücksichtigen, denn Kindererziehung habe
»konstitutive Bedeutung« für die Funktionsfähigkeit des Systems. Mit
anderen Worten: Man könnte die Beiträge der Familien konstant halten
und nur die der Kinderlosen erhöhen - es wäre durchaus
verfassungskonform. Aber davor schrecken viele Politiker zurück,
schon weil sie selbst kinderlos sind. Allerdings werden sie, wenn sie
nicht so verfahren, mit Klagen rechnen müssen.
Fazit: Es geht nicht ohne Familie. Sie ist das Fundament, aus dem
die Zukunft der Sozialsysteme erwächst. Ohne nachwachsende
Generationen ist die Pflege ein Sanierungsfall - die Rente und die
Krankenkassen übrigens auch, wie die Richter feststellten.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=66306
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

77923

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: Kommentar zum EU-Gipfel Ulm (ots) - Es gibt viele Gründe, an Europa zu verzweifeln, jedenfalls an der Europäischen Union. An der Beharrlichkeit, mit der alte und neue Mitglieder ihre nationalen Interessen nicht nur vertreten, was legitim ist, sondern über das erträgliche Maß hinaus gegen den gemeinsamen Willen einer großen Mehrheit durchsetzen wollen. Mit einer an Nötigung grenzenden Unnachgiebigkeit. Das bleibt, unabhängig vom Ergebnis des Treffens, als ernüchternde Erkenntnis des Gipfels festzuhalten. Das von Taktik bestimmte Vorgehen der polnischen Führung mehr...

  • Westfalen-Blatt: DAs WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum EU-Gipfel Bielefeld (ots) - Auf die »Quadratwurzel« besteht der polnische Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski im Streit um die Stimmengewichtung in der EU nicht mehr. Doch von einem Einlenken ist der Quertreiber aus Warschau weit entfernt. Gestern nun zauberte er ein ganz neues Rechenmodell aus dem Hut: Auch die polnischen Bevölkerungsverluste im Zweiten Weltkrieg sollten einberechnet werden. Schon bisher haben die Polen wenig davon begriffen, was es heißt, in dem Haus Europa zu wohnen. Die Kaczynski-Zwillinge haben das Land mit ihrer nationalen mehr...

  • Rheinische Post: Wachsamkeit, der Preis der Freiheit Düsseldorf (ots) - Von Martin Bewerunge Die Meldung, dass die Terrorgefahr in Deutschland ansteige, muss alarmieren. Doch gut, dass es sie gibt: Sie zeigt, dass die Sicherheitsbehörden durchaus in der Lage sind, recht konkrete Erkenntnisse aus der abstrakten, diffusen Bedrohung herauszufiltern, die jeder seit dem 11. September spürt. Sie belegt, dass der Westen nicht gänzlich ohnmächtig islamistischem Terror gegenübersteht, ohne dass sie über die Verwundbarkeit unserer freiheitlichen Gesellschaften hinwegtäuscht. Jetzt bestätigt sich, mehr...

  • Rheinische Post: EU aus dem Tritt Düsseldorf (ots) - Von Anja Ingenrieth Eins vor, zwei zurück: Das ist der Rhythmus mit dem die EU derzeit auf der Stelle tritt. Weder über das Tempo noch die Richtung des weiteren Weges besteht Einigkeit. Vom Ziel ganz zu schweigen. Das Ringen um die Reform ist symptomatisch für den Grundkonflikt in der Gemeinschaft: Die einen möchten den Pfad der politischen Vertiefung fortsetzen. Die anderen sind nicht bereit, mehr nationale Souveränität abzutreten, würden die Union am liebsten zu einer möglichst großen Freihandelszone machen. Zudem mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die Braunkohle und die Verschmutzungsrechte Wofür es zu kämpfen lohnt Cottbus (ots) - Der Kampf um weitere Sonderregelungen für die Braunkohleverstromung endete gestern im Bundestag mit der vorhersehbaren Niederlage. Es war vergeblich, dass es den beiden Energiekonzernen Vattenfall und RWE gelang, auch einige Abgeordnete aus der Lausitz auf ihre Seite zu ziehen. Wer dies nun zum schwarzen Tag für Ostdeutschland erklärt, gerät in Gefahr, sich mit einer andernorts unverstandenen Anspruchshaltung immer weiter zu isolieren. Bei einem engagierten Klimaschutz greifen die altbewährten Instrumente der Politik nicht, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht