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Der Tagesspiegel: Studie: Krankenhäuser nicht ausreichend auf Vogelgrippe-Pandemie vorbereitet

Geschrieben am 14-04-2006

Berlin (ots) - Deutschlands Krankenhäuser sind für eine
Vogelgrippe-Pandemie nicht ausreichend gerüstet. Das ist das Ergebnis
einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für
Wirtschaftsforschung (RWI), die dem Tagesspiegel (Samstagausgabe)
vorliegt. Nur bei einer vergleichsweise schwachen Pandemie seien
genug Intensivbetten verfügbar, eine etwas stärkere Ausprägung "würde
in der Hochphase zu deutlichen Engpässen in der Versorgung von
Intensivpatienten führen", heißt es in der Studie. Auch wenn alle
Reserven mobilisiert würden, reiche eine Erkrankungsrate von 25
Prozent, um Engpässe bei den Intensivbetten auszulösen, und von gut
30 Prozent, um die Beatmungskapazitäten auszuschöpfen.

Die Behandlungskosten im Fall einer Pandemie beziffern die
RWI-Forscher für Deutschland auf bis zu 8,3 Milliarden Euro in der
schwersten Ausprägung. Vorübergehend könne es beim
Wirtschaftswachstum zu Einbußen von 1,5 bis 5,0 Prozentpunkten
kommen, schreiben die Forscher unter Bezug auf amerikanische
Schätzungen.

Etwa 12.000 Intensivbetten dürften im Falle einer Pandemie
verfügbar sein, weitere 16.000 durch zusätzliche provisorische
Lösungen, heißt es in der Studie. Etwa 7000 verfügbare
Beatmungsbetten machen die Forscher aus, hinzu kommen weitere 16.000
mobile Beatmungsgeräte, die von Krankenhäusern und Herstellern
vorgehalten werden. Die Forscher haben sechs Szenarien
durchgerechnet, und nur bei einer relativ milden Pandemie analog zur
Hongkong-Grippe von 1968/69 erwies sich die Zahl der Intensiv- und
Beatmungsbetten als ausreichend.

Die Krankenhäuser weisen die Kritik zurück. "Mit bis zu 600.000
Klinikbetten in Deutschland haben wir genügend Kapazitäten, auch bei
den Intensivbetten und Isolierstationen", sagte Daniel Wosnitzka,
Sprecher des Deutschen Krankenhausverbandes, dem Tagesspiegel.
Allerdings räumte er ein, dass eine Pandemie mit Hunderttausenden
kranker Menschen "nie beherrschbar" sei.

Rüdiger Strehl, Geschäftsführer des Bundesverbands der
Universitätsklinika Deutschlands (VUD), zweifelte die Kompetenz der
RWI-Ökonomen an. "Ob ein Institut, das normalerweise die
Wirtschaftsentwicklung berechnet, die richtige Instanz ist für dieses
Thema, weiß ich nicht." Klinik-Kapazitäten für den Fall einer
Pandemie könne niemand seriös vorhersagen. "Ich warne vor
Panikmache", sagte Strehl.

Trotz der Gefahr der Pandemie empfehlen die RWI-Forscher, den
Bettenabbau im Krankenhaussektor grundsätzlich weiter voranzutreiben.
"Intensivbetten und Beatmungsplätze sollten davon jedoch ausgenommen
werden. Tendenziell sollte ihre Zahl sogar erhöht werden." Als
besonders wichtig heben die Forscher aber hervor, dass die Behörden
sich auf die Gefahr vorbereiten. Vor dem Hintergrund der föderalen
Organisation Deutschlands sei eine "zentrale Katastrophenstelle"
nötig, die sich um die Patientenverteilung kümmere. "Wir empfehlen
daher die Erstellung eines detallierten Notfallplans, die klare
Zuweisung von Verantwortlichkeiten, die Identifikation von
Erstversorgungskrankenhäusern, die Regelung der Weiterversorgung und
generell eine zentrale Patientenverteilung und -logistik."
Diese Forderung unterstützen auch die Krankenhäuser.

Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Telefon 030/26009-260

Originaltext: Der Tagesspiegel
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=2790
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_2790.rss2

Rückfragen bitte an:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
thomas.wurster@tagesspiegel.de


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