Rheinische Post: Ostern - eine Revolution
Geschrieben am 14-04-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Lothar Schröder
Ostern wird die Welt umgekrempelt: Aus dem größten Scheitern, dem Kreuzestod, wird ein Triumph. Alles schien verloren, und nun ist mit der Auferstehung Jesu alles gewonnen. Und die Weltmacht Rom? Bloß ein ohnmächtiger Säbelrassler. Das macht nur einen Teil dieser Umwälzung aus; es ist der theologisch gewichtigste, aber auch der abstrakteste. Die "Revolution" des Osterfestes kennt noch eine erfahrbare, menschliche Seite. Das sind die Frauen: Maria, die Mutter des Jakobus und Salome und Maria aus Magdala. Die stehen unterm Kreuz, als die Jünger aus Furcht das Weite gesucht haben. Treue sieht anders aus in der Ostergeschichte hat sie ein weibliches Gesicht. Darum erscheint Jesus nach seiner Auferstehung zuerst Maria von Magdala. Ganz leise ist diese Begegnung: "Rabbuni", sagt sie nur, Meister. Und der Angesprochene: "Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen." Als sie das den Jüngern berichtet, zweifeln sie prompt. Plötzlich ist den Verzagten wieder neuer Mut erwachsen, aber der reicht nur zum Unglauben. Das Ungeheuerlichste ist ganz leise, seine Zeugen sind die Frauen. Sie haben nicht das Wort geführt, als viele Worte gesprochen wurden. Sie waren einfach da - in größter Not und beim größten Triumph. Auch das macht sprachlos und lässt die Welt den Atem anhalten - bis heute.
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