Westdeutsche Zeitung: Schäubles Anti-Terror-Vorschläge = Von Christoph Lumme
Geschrieben am 09-07-2007 |
Düsseldorf (ots) - Es zählt zu Angela Merkels Talenten, brisante Aussagen weichzureden: Der Innenminister habe lediglich "Denkanstöße" geben wollen, als er eine Lizenz zum staatlichen Töten potentieller Verbrecher forderte, als er davon sprach, Terrorverdächtige künftig präventiv internieren zu wollen. Verständlich ist: Die Kanzlerin will keine Debatte darüber, ob Wolfgang Schäuble nun die freiheitliche Rechtsordnung verteidigen will, indem er sie demontiert. Aber niemand mag der Bundeskanzlerin abnehmen, ihr Innenminister habe sich nur einer Schwadronierlaune hingegeben, um die verehrten Damen und Herrn vom Bundesverfassungsgericht mit launigen Hirngespinsten zu foppen. Nein, Schäuble meint es ernst mit seinen Ideen, und der Umbau der Verfassung ist bereits in vollem Gange. Telefonüberwachung, Computerrazzien, Rasterfahndung, Demonstrationsverbote und Lauschangriffe - die rechtsstaatlichen Fundamente der Republik weichen längst auf zugunsten einer Sicherheitsarchitektur, die Vorbeugung zum Maß aller Dinge erklärt und gemutmaßte Schuld zum zentralen Kriterium erhöht. Da erscheint es konsequent, Vorbeuge-Haft für Verdächtige zu verhängen und die rechtsstaatlichen Dogmen der Unschuldsvermutung und des Verhältnismäßigkeitsprinzips zum Teufel zu jagen. Was Wolfgang Schäuble übersieht: Ein demokratisches System, das beliebig zwischen Bürgern und Feinden unterscheidet und letzteren jedes Grundrecht verweigert, verliert selbst seine Legitimation. Der Zweck heiligt eben nicht immer die Mittel. Der Staat muss seine Bürger zwar schützen, er darf dabei aber die Verfassung nicht umprogrammieren. Bürgerrechte sind nun einmal keine archäologischen Funde aus dem Garten Eden, sondern der Kern unserer Rechtsordnung. Nimmt diese Schaden, wären Terroristen ihrem Ziel ein entscheidendes Stück näher: die freie Welt - durch das Verbreiten von Angst und Schrecken zu zerstören. Angela Merkel sollte deshalb nicht von "Denkanstößen" reden, sondern den Innenminister an die Grenzen von Sicherheitspolitik erinnern. Der Kanzlerin kann nicht daran gelegen sein, dass der Staat sich zum Herrschaftsmoloch wandelt, den seine Bürger nicht mehr achten, nur noch fürchten.
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