Südwest Presse: Kommentar zum Bahntarif
Geschrieben am 09-07-2007 |
Ulm (ots) - Ganz schön flott, was die Bahn-Gewerkschaften als Tariferhöhung durchgesetzt haben. 600 Euro in diesem Jahr, 4,5 Prozent Zuschlag im nächsten, das klingt sogar nach mehr, als die IG Metall durchsetzen konnte. Doch das täuscht, denn zumindest in diesem Jahr dürften die Metaller die Nase vorn haben. Erst 2008 fahren die Bahn-Mitarbeiter eindeutig an die Spitze des Tarifzugs. Das will so gar nicht zu den deftigen Sprüchen von Konzernchef Hartmut Mehdorn passen. Der hatte zu Beginn jede Erhöhung über zwei Prozent zu einem Angriff auf die bevorstehende Privatisierung erklärt und sogar den Beschäftigungspakt bis 2010 in Frage gestellt. Ganz zu schweigen von den privaten Konkurrenten, die künftig das Staatsunternehmen bei Ausschreibungen von Nahverkehrsstrecken noch besser abhängen können. Alles letztlich nur große Sprüche. Die Treue der Eisenbahner solle honoriert werden, versucht Mehdorn seine Niederlage schönzureden. Das wird ihm nicht gelingen, schon weil die Lokführer nicht mitspielen und gleich wieder streiken. Nur das Winken mit dem hohen Normal-Abschluss reicht ihnen nicht. Er wird ihnen entgegenkommen müssen, und sei es mit einer Höhergruppierung der Lokführer statt einer besonders kräftigen Tariferhöhung. Damit könnten alle Seiten ihr Gesicht wahren. Zahlen werden es letztlich die Bahn-Kunden bei der nächsten Preiserhöhung.
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