LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Türkei/EU -
Geschrieben am 23-07-2007 |
Leipzig (ots) - Von Anita Kecke. Europa hat großes Interesse an einer modernen Türkei, die Werte wie Toleranz und Rechtsstaatlichkeit hochhält. Das laut vernehmbare Aufatmen in Brüssel über den Wahlsieg der AKP macht deutlich, dass die EU das Land am Bosporus gerade mit der islamisch-konservativen Partei an der Spitze auf gutem Weg sieht. In der Tat hat die AKP unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die Türkei in einem Spagat zwischen Konservatismus und Reformen auf pro-europäischem Kurs gehalten. Die ersten Reaktionen Erdogans nach der Wahl stimmen zuversichtlich, dass er auf Ausgleich setzt. Die Nagelprobe wird die Wahl des neuen Staatspräsidenten sein, bei der er mit der Opposition einen Kompromiss suchen muss. Es gilt, die tiefen Gräben zuzuschütten, die Ende April aufgerissen wurden, als die türkische Armeeführung mit einem Putsch drohte. Anlass war die Ankündigung der Wahl Abdullah Güls zum Präsidenten. Offiziell galt die Sorge dem Laizismus, der von Staatsgründer Atatürk eingeführten Trennung zwischen Staat und Religion. Doch dahinter stecken auch Machtfragen. Mit der Annäherung an die EU, für die auch Gül steht, geraten die weit reichenden Vollmachten des türkischen Militärs ins Wanken. Auch Europa liegt eine laizistische Türkei am Herzen. Doch selbst die nicht als Türkei-unkritisch bekannte CDU nimmt über ihren Außenpolitiker Eckart von Klaeden die AKP gegenüber dem Vorwurf in Schutz, sie betreibe eine Islamisierung. Zwar ist Erdogan privat ein streng gläubiger Muslim, aber in seiner Partei hat er bewusst liberale Politiker ins Boot geholt. Die Erwartungen an die AKP sind ebenso gewaltig wie die Chancen. Mit ihrer komfortablen Mehrheit kann und muss sie den Reformkurs fortsetzen und das Land zusammenführen. Das gilt auch für die kurdische Minderheit. Bei Menschenrechten und Religionsfreiheit liegt noch einiges im Argen. In Erinnerung sind die Morde an dem deutschen Übersetzer Tilman Geske und dem Journalisten Hrant Dink durch religiös-nationalistische Fanatiker. Vorschusslorbeeren für einen liberalen Politikansatz sind das eine, konsequentes Vorgehen gegen Fundamentalismus das andere. Erwartet wird auch, dass Erdogan der EU die Hand reicht, etwa bei der Zypernfrage. Ebenso sollte Brüssel stärker auf Ankara zugehen. Kontraproduktiv wirkt dabei, wenn jegliche Entwicklung in der Türkei gleich mit der Diskussion beladen wird, ob das nun beitrittsfördernd ist oder nicht. Alles, was die Annäherung voranbringt, verdient Unterstützung.
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