Allg. Zeitung Mainz: Steinmeiers Botschaft (zu SPD)
Geschrieben am 25-07-2007 |
Mainz (ots) - Stille Wasser gründen tief, sagt der Volksmund. Die gemeinhin zurückhaltende, fast vornehme Art des Frank Walter Steinmeier ist zwar zu einem Gutteil seinem Amt als Außenminister geschuldet. Aber sie entspricht wohl auch seinem Naturell. Wer für Gerhard Schröder gedacht hat, darf es prinzipiell nicht als Last empfinden, im Hintergrund zu agieren. Was nicht bedeutet, dass Steinmeier sein Licht unter den Scheffel stellen wollte. Sein aktuelles Interview strotzt vor gesundem Selbstbewusstsein, die Wortwahl ist für seine Verhältnisse nachgerade revolutionär, etwa, wenn er davon spricht, dass die Politik auch den "Typ Rampensau" brauche. Steinmeiers Botschaft im Klartext: "Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann. Ich bin ziemlich gut. Ich bin keine Rampensau, aber ich habe andere Qualitäten. Ich könnte gut und gerne SPD-Kanzlerkandidat werden, aber Kurt Beck ist im Augenblick wohl doch der Geeignetere. Aber wenn Beck nicht kann oder will: Ich bin bereit. Und es wäre dumm von mir, jetzt gegen Beck zu stochern." Ob Beck kann und will, ist zwar noch nicht zu 100 Prozent klar, aber zu neunzig. Miese Umfragewerte kommen zu einem für die SPD taktisch nicht ungünstigen Zeitpunkt: Wenn die Talsohle bis zum Herbst erreicht wird, kann es nur aufwärts gehen. Nicht von ungefähr hat sich Beck schon zu Beginn seiner SPD-Regentschaft mit dem anderen berühmten Pfälzer verglichen. Auch der brauchte lange, um in der Bundeshauptstadt Fuß zu fassen. Ein gewiefter Taktiker wie der Mainzer Ministerpräsident ist für die SPD in der Zeit bis zur nächsten regulären Bundestagswahl 2009 auch deshalb so wichtig, weil sich 2008 die parteipolitische Großwetterlage durch drei sehr wichtige Landtagswahlen nachhaltig verändern könnte: Hessen, Niedersachsen, Bayern. Was, wenn es in Hessen Kochs CDU weder alleine noch mit der FDP schafft und SPD-Hoffnungsträgerin Ypsilanti nicht mit der CDU, sondern mit der Linken koalieren will? Dann wird Angela Merkel mit Beck ein sehr grundsätzliches Gespräch führen wollen. Und für Unterredungen dieser Art ist der Rheinland-Pfälzer vermutlich geeigneter als etwa Steinmeier, der sich bisher nicht ungern in Merkels Regierungsdisziplin einbinden ließ.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=65597 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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