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Börsen-Zeitung: Reinigendes Gewitter, Kommentar zur Krisenstimmung an den Märkten von Claus Döring

Geschrieben am 01-08-2007

Frankfurt (ots) - Ein 31% höheres Quartalsergebnis bei der
Deutschen Bank, 28% mehr bei Conti, wachsende Gewinne und positive
Ausblicke bei BASF und anderen Blue Chips, die jetzt ihre Zahlen
präsentieren: An den Märkten erschien dies wie die Botschaft aus der
fernen heilen Welt von gestern. Die Welt von heute und morgen sieht
anders aus: im Tagesrhythmus kollabierende Hedgefonds und
Immobilienfinanzierer, deren Geschäftsrisiko rund um die Welt weit in
die Tiefen bisher unverdächtiger Portfolios hineindiversifiziert ist.

Wer die US-Immobilienkrise als lokales Ereignis ohne Sprengkraft
für die Stabilität des Weltfinanzsystems qualifiziert, muss auch
Atombomben in Nordkorea als unerheblich für die Sicherheit in der
Welt ansehen. Seit Banken ihr Geschäftsmodell dahin gehend geändert
haben, nicht mehr selbst Risiken zu nehmen, sondern international am
Markt zu platzieren, infiziert ein lokaler Bazillus wie die Krise am
amerikanischen Hypothekenmarkt in Windeseile andere Märkte und
Teilnehmer. Die Subprime-Krise, die bei den bonitätsschwachen
Hypothekenfinanzierungen schon Ende 2006 sichtbar wurde, hat nach den
Kreditmärkten inzwischen die Aktienmärkte erreicht. Selbst
vermeintlich sichere Anlageklassen wie Geldmarktfonds haben dank der
weitverbreiteten Portfoliobeimischungen nun eine Prise Krise
abbekommen.

"Übertreibungen des Marktes", rufen die Beschwichtiger. Haben sie
auch vor Übertreibungen gewarnt, als die Märkte nach oben stürmten
und jegliches Risiko ausblendeten? Fundamental hat sich nicht viel
geändert in den zurückliegenden Monaten. Die Konjunktur brummt
weltweit, weder von der Nachfrage- noch der Preisseite drohen größere
Gefahren. Der amerikanische Finanzminister Henry Paulson hat
zweifelsohne recht mit seiner Qualifizierung, die Weltwirtschaft
befinde sich im besten Zustand seit Jahrzehnten. Doch die Wahrnehmung
der Marktteilnehmer ist eine völlig andere geworden.

Das Risiko hat wieder einen Preis. Das ist positiv zu bewerten,
denn es verhindert die anhaltende Fehlleitung von Kapital. Und noch
etwas Gutes hat das Unwetter, das jetzt über einzelne Märkte
hinwegfegt wie ein reinigendes Gewitter. Man wird sich stärker um
bessere Wettervorhersagen bemühen, sprich mehr Transparenz von
Hedgefonds und anderen Investmentvehikeln am Kapitalmarkt einfordern.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
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